Politik

Schweizer Touristen zieht es trotz Fukushima wieder nach Japan

Nach dem totalen Einbruch wegen der Atomkatastrophe erholt sich der Tourismus in Japan allmählich wieder.

Schweizer Touristen zieht es trotz Fukushima wieder nach Japan

«Es sieht aus, als würde Japan bei den Schweizerinnen und Schweizern wieder zum Thema», sagte Roland Walker, Geschäftsführer des seit zehn Jahren auf Japan spezialisierten Reiseveranstalters Palm Travel. Vor zwei Monaten habe das Geschäft «sachte mit ein paar Buchungen» wieder angefangen. Dass das Japan-Geschäft aber so anziehen wird wie zuvor, glaubt Walker hingegen nicht. Der Veranstalter Tourasia verzeichnete im Sommer erste Buchungen. Individualreisende hätten sich als erste wieder nach Japan gewagt, erklärt Geschäftsführer Stephan Roemer. Unterdessen habe das Reisebüro vermehrt Anfragen, die Buchungszahlen im Herbst seien «anständig».

«Eine Prognose für 2012 zu stellen ist schwierig, weil die Hauptbuchungszeit für Japanreisen erst anfangs Jahr beginnt.» Roemer erwartet aber im Gegensatz zu Walker, dass die Buchungszahlen wieder das Niveau vor der Katastrophe erreichen.

«Erfahrungsgemäss vergessen die Leute schnell», begründet Roemer seine Annahme. Dies bestätigt Walter Kunz vom Schweizerischen Reisebüroverband: «Die Bedenken haben sich schneller verflüchtigt als angenommen.»

Weniger zuversichtlich sind die Vertreter von Wettstein Reisen (Hotelplan), Kuoni, Japan Tours Switzerland und Japan Concierge. Sie verzeichneten bisher nur vereinzelte Buchungen. «Die wenigsten Leute wissen, dass fast alle Tourismusdestinationen genug weit weg von Fukushima liegen und damit ohne Gefahr zu bereisen sind», sagt Mie Schneider von Japan Concierge.

Boom abgewürgt

Der Tourismus in Japan lebt zum grössten Teil von inländischen Gästen. Entsprechend bescheiden ist der Anteil der Touristen aus der Schweiz: 2010 besuchten laut der Japanischen Fremdenverkehrszentrale (JNTO) 26’000 Schweizer das asiatische Land, 2011 werden es markant weniger sein.

Aktuelle Zahlen zu den Schweizer Reisenden liegen noch nicht vor, laut JNTO sind sie aber vergleichbar mit jenen von Deutschland. Dort kam es 2011 zu einem Einbruch von 32 Prozent. Zuvor hatte die Destination einen kleinen Boom verzeichnet: 2010 wuchs der Schweizer Markt um 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Totaler Einbruch

Nach dem Erdbeben und dem Tsunami sowie der darauffolgenden Atomkatastrophe in Fukushima am 11. März brach der Tourismus total ein. Das Unglück traf die Branche zu Beginn der Hauptsaison in der Kirschblütenzeit. Die Veranstalter annullierten sämtliche touristischen Reisen.

Die Reisetätigkeit reduzierte sich vor allem auf geschäftliche und Verwandtschaftsbesuche. Bis Ende September sank die Zahl der Japan-Touristen weltweit um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zugleich litt das Land bereits unter der Verteuerung seiner Währung Yen.

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Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

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