So schmeckt das Dübendorfer Streetfood-Festival
Zwei unerschrockene Redakteure haben sich durch die Dübendorfer Fressmeile gefuttert. Dabei sind sie auf kulinarische Glanzlichter gestossen, wurden aber auch mehrmals bitter enttäuscht.
Ein Jahr nach dem Dorffest durften die Dübendorfer dieses Wochenende mal wieder ihre Geselligkeit zelebrieren: Drei Tage lang konnten sie sich auf der Leepünt-Brache neben dem Stadthaus zusammen mit Gleichgesinnten nach Herzenslust durch die Küchen der Welt futtern.
Es war nicht das erste – wie von den Veranstaltern angepriesen –, aber das grösste Streetfood-Festival ever in Dübendorf. Für die Redaktion Grund genug, die kulinarische Sause einer Geschmacksprobe zu unterziehen.
Musikalische Herausforderung
Dass das Label «Streetfood» die Massen zu bewegen vermag, bestätigte sich auch in Dübendorf: Schon am frühen Freitagabend waren die meisten Festbänke auf dem Areal besetzt, vor einigen der insgesamt 18 Ständen bildeten sich erste Warteschlangen.
Für die Atmosphäre gab es Lichterketten, bunte Fähnchen, und aus den Boxen tönte ein beeindruckender Mix aus 90er-Jahre-Eurodisco-Trash und Schlager; etwa so, wie wenn man sich an der Dorfchilbi neben den Autoscooter stellt. Für die Kinderchen hatten die Veranstalter eine Hüpfburg aufgestellt, und natürlich stand da auch ein Festzelt mit Bar.
Preise am oberen Limit
Der grosse Hunger nach Streetfood hat allerdings auch seine Nachteile: Wie in jeder Branche mit Goldgräberstimmung wollen zu viele Leute zu viel Geld verdienen. Das zeigte sich dieses Wochenende auch in Dübendorf, wo die Preise tendenziell am oberen Limit – und in einzelnen Fällen auch darüber – waren. Dass die Qualität der Speisen dabei recht unterschiedlich ausfiel, lässt am Ende nur einen durchzogenen Gesamteindruck zu.
Momos – die Jamjam-Teigtaschen

Wie schön, in der Gegend auch mal andere Momos als die vom Platzhirsch mit dem «T» im Namen zu bekommen. Für 14 Franken reicht der Chefkoch uns sechs Stück, was immerhin etwas günstiger ist als bei der grossen Konkurrenz.
Die Rindfleischfüllung der Teigtaschen aus dem Dämpfer ist würzig und ausgewogen im Geschmack – und weit weg von der Wurstbrät-artigen Masse, die man von anderen Anbietern gerne vorgesetzt bekommt. Der Teig drumherum ist soft und gleichzeitig angenehm im Biss.
Sojasauce und ein Klecks feurige tibetanische Chilisauce runden das Ganze ab. Wir sind sehr zufrieden.
Note 5
Merlanknusperli – der Trockenfisch im Ölbad

Eine Fressmeile ohne Fischknusperli? Undenkbar! Wir entscheiden uns für Merlan im Bierteig, bekommt man ja nicht an jeder Ecke. Eine halbe Portion (rund 130 Gramm) kostet 11 Franken. Aus dem Häuschen sind wir nicht. Das Fleisch ist übergart und deshalb faserig. Das passiert beim Wittling, wie der Meerfisch auch genannt wird, relativ schnell, denn sein Fleisch ist extrem mager.
Der knusprige Bierteig ist tadellos, insgesamt sind die Knusperli vom Salzgehalt her aber an der oberen Grenze, auch wenn die Kräutersauce das geschmacklich ein wenig ausgleicht. Der Gaumen muss Abstriche machen, das Auge bekommt aber etwas geboten: Der Knusperli-Stand ist mit seiner Fischerboot-Optik der stylishste am Streetfood-Festival.
Note 4
Koreanischer Corndog – sind wir schon tot und im Himmel?

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. Koreanische Corndogs gehören dazu. Im Gegensatz zu US-Corndogs, die mit einer Maismehl-Mischung gemacht werden, packen die Koreaner das Würstchen in einen mit Maiskörnern gespickten Teig aus Weizenmehl und wenden das Ganze für den Extra-Crunch in grobem Panko-Paniermehl, bevor es in die Friteuse wandert.
Weil wir als Esser keine Gefangenen machen, lassen wir uns zum Wienerli auch noch Käse aufspiessen, wofür wir 14 Franken hinlegen. Dazu passt Sriracha-Mayo und süss-scharfe Chilisauce. Die Frau am Stand empfiehlt uns zusätzlich einen Schuss Schokosauce, aber sie hat uns wohl verarscht. Wobei …, wieso eigentlich nicht?
Als der Corndog in mundgerechte Stücke geschnitten vor uns liegt und der heisse Käse laaangsam zerfliesst, werden wir für einen kurzen Moment ganz still und ehrfürchtig – und betreten schliesslich die Pforte in den kulinarischen Himmel.
Note 5,5
Chicago Italian Beef – eine fleischige Sauerei

Die Amis lieben ihre Fleischsandwiches. Ein klassischer Vertreter dieses Genres ist das Chicago Italian Beef: Brot, dünn aufgeschnittenes, geschmortes Rindfleisch – fertig. Zumindest am Streetfood-Festival in Dübendorf, wo eine einzelne Scheibe von der Essiggurke der fleischigen Übermacht nichts entgegenzusetzen hat. Ein paar Jalapeños oder etwas sauer eingelegtes Gemüse hätte das Gericht gleich auf ein ganz anderes Niveau gebracht.
Wer möchte, kann sich noch Cheddar-Sauce drüberschütten lassen, womit der Preis von 17 auf 19 Franken steigt, was definitiv viel zu teuer ist für ein typisches Working-Class-Sandwich. Zumal die Sauce zwar nach Cheddar aussieht, die Geschmacksknospen aber ratlos zurücklässt.
Im Preis inbegriffen ist der Fleischsaft, der einfach zum Chicago Italian Beef gehört und dazu führt, dass man das Sandwich unmöglich essen kann, ohne eine Sauerei zu hinterlassen. Kenner kommen klar damit. Mühe macht eher, dass das Gericht durch den Saft einfach nur versalzen schmeckt.
Note 4,5
Udon-Nudeln mit Tofu – wieso bekomme ich keine Liebe?

In Zürich mittlerweile allgegenwärtig, schafft es koreanisches Essen einfach nicht in die Agglo. Auch nicht nach Dübendorf ans Streetfood-Festival. Also bestellen wir beim «Koreaner» halt Udon-Nudeln mit Tofu und Gemüse, das ist immerhin noch etwas koreanischer als die Singapur-Nudeln oder die knusprigen Momos.
Die dicken Udon-Nudeln sollten weich, aber noch etwas bissfest sein. Doch dieses ganz besondere, irgendwie befriedigende Mundgefühl stellt sich nicht ein, die Nudeln sind verkocht. Dazu Tofu, etwas Weisskohl und geschnippelte Karotten, zwei Würzsaucen – und fertig ist der unspezifische 08/15-Asia-Food.
Für 15 Franken bekommt man zwar eine grosse Portion, wird aber nicht wirklich glücklich. Ein Topping wäre noch nett gewesen, vielleicht etwas Sesam oder Frühlingszwiebeln? Kurz: Es fehlt Liebe.
Note 4,5
Butter Paneer – der europäische Inder

«Nicht scharf» steht im vorauseilenden Gehorsam auf dem Food-Anhänger, in dem indisches und sri-lankisches Essen serviert wird. Nun, Butter Paneer muss auch nicht scharf sein, sondern tomatig, cremig, samtig – und das ist das Gericht auch, das wir bestellt haben. Doch leider blieb bei der Anpassung an den europäischen Gaumen auch der Geschmack ein stückweit auf der Strecke.
Die riesige Vielfalt indischer Gewürze schaffte es nicht nach Dübendorf. Und das rückt die 17 Franken teure Mahlzeit geschmacklich in die Nähe eines Fertiggerichts im Supermarkt-Kühlregal. Ein bisschen selber schuld sind wir ja. Wieso haben wir Paneer, diesen relativ neutralen indischen Käse bestellt?
Immerhin: Die frittierten Zwiebeln und das knusprige Papadam aus dem Mehl von Hülsenfrüchten reissen das Ganze etwas raus.
Note 4,5
Langos – heiss, fettig und ziemlich geil

Einen Hefeteigfladen, schwimmend in Öl backen, bis er luftig und goldbraun ist. Noch heiss mit reichlich Knoblauchpaste und Sauerrahm bestreichen, geriebenen Käse und Bundzwiebeln darüberstreuen. Voilà: Das ist Langos – eine ungarische Spezialität, die einen am nächsten Morgen mit einem herzhaften Knofi-Aufstosser im neuen Tag begrüsst. Ein Genuss mit Nachbrenner sozusagen, und das für 13 Franken.
Von der Gefahr unangenehmer Begleiterscheinungen lassen wir uns nicht abschrecken. Und werden dafür belohnt. Das Urteil: Heiss, fettig und einfach nur geil. Sorry für die Wortwahl, aber das musste raus.
Note 5
Carimañolas – aha, interessant, aber…

Kolumbianisches Essen in Dübendorf – wie exotisch! –, wir sind jedenfalls begeistert. In der Euphorie wollen wir was ganz Neues probieren und ignorieren Empanadas oder gebratene Kochbananen. Carimañolas sollen es sein. Das sind Kroketten aus Maniok mit einer Füllung, in unserem Fall gezupftes Poulet.
Das Fleisch ist schmackhaft und mit deutlicher Kreuzkümmel-Note, der Teig drumherum erinnert an Kartoffeln. Als Topping gibt es Guacamole und Chimichurri-Sauce, die man in Kolumbien mit frischem Koriander herstellt. Ist halt Geschmacksache. Dass die Krokette beim Essen zermatscht, tragen wir mit Fassung. Den doch recht stolzen Preis von 10 Franken pro Stück schon weniger.
Note 4,5