Journalist aus Uster erzählt von seiner abenteuerlichen Reise per Autostopp
«Ohne Geld ans Nordkap»
Ohne Portemonnaie von der Schweiz zum nördlichsten Punkt Europas – diese Reise schaffte der Ustermer Journalist Matthias Rusch in nur zehn Tagen. Was hat ihn zu diesem Abenteuer bewogen?
Matthias Rusch, Sie haben bereits mehrmals ohne Geld die Schweiz bereist. Was reizt Sie an solchen Abenteuern?
Matthias Rusch: Es ist ein Türöffner in die Welt von spannenden Menschen. Jene, die sich auf das Abenteuer einlassen, haben meistens auch interessante Geschichten zu erzählen. Es sind oft Menschen, die selbst von schweren Schicksalsschlägen getroffen wurden, die bereit sind, sich auf andere Leute einzulassen und ihnen zu helfen.
Diesmal verliessen Sie die Schweiz und machten sich auf ans Nordkap. Welche Länder bereisten Sie?
Die Reise führte per Autostopp durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Ich hatte eine Route geplant, von der ich aber oft abweichen musste. Aus ursprünglich 3500 Kilometern wurden schliesslich gut 4000. Die direkteste Strecke mit der Fähre ab Deutschland kam gar nicht infrage, da ich einen Sponsor hätte finden müssen, der mir die teure Überfahrt bezahlt. Es war darum klar, dass ich über das Festland und die Öresund-Brücke zwischen Dänemark und Schweden reisen musste.
Warum hatten Sie sich für das Nordkap als Ziel entschieden?
Ich wollte eine neue Challenge. Die Schweiz fand ich nach drei Reisen nicht mehr so herausfordernd. Man kann sie theoretisch per Autostopp in einem Tag durchqueren, was bei den Tausenden Kilometern bis ans Nordkap nicht möglich ist. Gleichzeitig ist das Nordkap ein Ziel, das fast jeder kennt. Ich wusste aber auch, dass Skandinavien sprachlich nicht so schwierig werden würde wie eine Reise in den Süden. Im Norden sprechen viele extrem gut Englisch. Das macht es einfacher, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
Hat sich diese Hoffnung bestätigt?
Es gab eine Ausnahme: Ganz im Norden Finnlands traf ich einen Samen. Er sprach eigentlich nur Finnisch. Zum Glück konnte seine Frau, die aus Südfinnland kommt, übersetzen. Denn ich wollte etwas über das Leben der Samen erfahren. Früher waren sie Rentierzüchter, heute leben viele vom Tourismus. Mit Hand und Fuss wäre die Kommunikation schwierig geworden.
Sie mussten sich jeweils Kost und Logis verdienen. Wie schwierig war das?
Es war gar nicht so anders als in der Schweiz, wo ich mich oft mit Gelegenheitsjobs in Bäckereien, Restaurants, auf Bauernhöfen oder in Privathaushalten durchschlagen konnte. Grundsätzlich sind viele Menschen bereit zu helfen. Man muss einfach immer einen guten ersten Eindruck hinterlassen und die Leute in ein Gespräch verwickeln. Manchmal gaben mir die Gastgeber, bei denen ich übernachten konnte, sogar Essen für mehrere Tage mit. Dadurch kam ich zügig voran. Oft war ich auch mit Touristen unterwegs, die mich gleich mehrere hundert Kilometer mitnehmen konnten.
Welches Erlebnis ist Ihnen von der Reise besonders geblieben?
Einmal bin ich auf der Suche nach einem Schlafplatz gescheitert. Ich war spät dran, es hat geregnet – und ich war ziemlich down. Erschwerend kam hinzu, dass die Menschen in Südschweden durch die Bandenkriminalität teilweise vorsichtiger geworden sind. Schliesslich nahm mich ein Mann doch in seinem Auto mit. Sein Mitbewohner wollte zwar nicht, dass ich bei ihnen übernachte. Es war ihm aber ein echtes Anliegen, mir zu helfen. Schliesslich fuhr er mich an einen See, wo ich mein Notzelt aufstellen konnte. Er versprach mir, am nächsten Morgen wieder zu kommen. Pünktlich ist er dann mit Zmorge und Kaffee aufgetaucht. Das war grossartig.
Die Nordkap-Reise von Matthias Rusch wird als «10 vor 10»-Sommerserie ab Montag, 14. Juli, bis Freitag, 18. Juli, täglich um 21.50 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.