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Dübendorferin fabriziert Explosionen für die Sinne

Livia Koller verrät, was ihr Gebäck so besonders macht – und erlaubt einen Blick in die Backstube.

Livia Koller weiss, wie sie die Menschen mit ihrem Gebäck schwach machen kann.

Karin Sigg

Dübendorferin fabriziert Explosionen für die Sinne

Eigentlich ist sie Bauingenieurin

Aus purer Freude an der Backkunst hat die Dübendorferin Livia Koller ihr Hobby zum Nebenjob gemacht.

Karin Sigg

Glattal

Bereits beim Betreten der Wohnung in Dübendorf strömen einem verführerische Düfte in die Nase. «Der Freitag ist mein Produktionstag», verrät Livia Koller. Jeweils am Samstag verkauft die 37-Jährige ihre Köstlichkeiten auf dem Wochenmarkt in Pfäffikon.

Seit rund einem Jahr hat sie ihre Leidenschaft zumindest teilweise zum Beruf gemacht. «In meinem Freundeskreis bin ich schon längst für meine Backkünste bekannt und wurde angefragt, weshalb ich meine Backwaren nicht zum Verkauf anbieten würde», erinnert sich Koller, wie der Stein ins Rollen gebracht wurde.

Also erkundigte sich die gelernte Bauingenieurin, die als Bauleiterin für eine Ausführungsfirma arbeitet, welche Anforderungen sie für ihre Geschäftsidee erfüllen müsse. Nachdem die Bewilligungen eingeholt und alle Hürden genommen waren, ging es los.

Zu Beginn noch mit einem Zeltstand, probierte Livia Koller ihre Geschäftsidee an verschiedenen Märkten in der Region aus. Schnell wurde klar, dass sie einen Verkaufswagen benötigte, um ihre Ideen umsetzen zu können: «Ich möchte meine Baumkuchen warm anbieten können – frisch zubereitet schmecken sie am besten», schwärmt sie.

Inzwischen ist sie mit ihrem Verkaufswagen, der eine komplett eingerichtete Küche beherbergt, ausschliesslich am Pfäffiker Markt anzutreffen. «Die familiäre, gemütliche Atmosphäre gefällt mir an diesem Markt besonders», erklärt sie ihre Wahl.

Kekse, Kuchen und salziges Gebäck nimmt sie fertig gebacken mit, die Baumstriezel bereitet sie jeweils vor den Augen der Marktbesuchenden zu. «Ich habe alle Zutaten in einer Box dabei und knete den Teig vor Ort», so Livia Koller.

Traditionelle Rezepte aus Ungarn

In der Küche in Dübendorf laufen derweil die Vorbereitungen für ein pikantes Gebäck. Der weiche, luftige Urdinkelteig wurde bereits mehrfach ausgewallt, mit Butter bestrichen, gefaltet und wieder gehen gelassen – ein guter Teig braucht eben seine Zeit.

Nun sticht Livia Koller mit einem Förmchen Kreise aus dem fluffigen Teig. Die Teiglinge bekommen einen Ei-Anstrich und werden mit geriebenem Käse bestreut. Dann geht es ab in den Ofen. Man kann den Teigtürmchen durchs Ofenfester zusehen, wie sie immer mehr in die Höhe wachsen.

Nach einem geübten Kontrollblick nimmt die Bäckerin das Blech aus dem Ofen: Der Duft, der den dampfenden «Käse-Pogis» entweicht, ist betörend. Nach kurzem Abkühlen darf endlich ein Stück getestet werden. Der Biss in das warme, weiche Gebäck ist unbeschreiblich. Der zartporige, mehrschichtige Teig, kombiniert mit Butteraroma sowie Käse, der im Mund zergeht – eine Explosion für die Sinne.

Viel Gebäck - Livia Koller in ihrer Küche, die auch ihre Backstube ist.
Livia Kollers Küche ist auch ihre Backstube, aber es gibt ein Gebäck, dass sie immer frisch am Markt macht.
Viel Gebäck - Livia Koller in ihrer Küche, die auch ihre Backstube ist.
Freunde haben sie immer wieder gefragt, wieso Livia Koller ihr Gebäck nicht zum Kauf anbietet – jetzt tut sie’s.

Die Rezepte, nach denen Livia Koller bäckt, stammen allesamt von ihrer Mutter. «Unsere Familie hatte ein eigenes Kaffeehaus in Ungarn», verrät sie mit unverkennbarem Dialekt, «meine Mami hat jeden Tag für unsere fünfköpfige Familie gebacken.»

Eine Leidenschaft, die ansteckte: Bereits als kleines Mädchen hat Koller angefangen, beim Backen zu helfen, schon bald wusste sie die Lieblingsrezepte auswendig. «Das erste Rezept, das ich mir merken konnte, der Apfel-Zimtkuchen, ist noch heute mein Favorit.»

Von Weizen- zu Dinkelmehl

Im Laufe der Jahre hat Livia Koller die Rezepte ihrer Mutter von Weizen- auf Urdinkelmehl umgestellt. «Urdinkel weist eine deutlich höhere Qualität auf als Weizen», erklärt sie ihre Motivation dahinter. Auch die Glutenunverträglichkeit eines Familienmitglieds veranlasste sie zu diesem Schritt. «Meine Kokosmuffins sind gluten- und laktosefrei», so Koller.

Ausserdem verzichte sie konsequent auf den Einsatz von Konservierungs-, Aroma- oder Zusatzstoffen. Von vielen Kunden habe sie positive Rückmeldungen bekommen, dass ihr Gebäck viel bekömmlicher sei als herkömmliches.

Backen auf Bestellung

Nebst dem Wochenmarkt bietet Livia Koller ihre Köstlichkeiten auch online an. Oft wird sie mit ihrem Verkaufswagen für private oder geschäftliche Anlässe gebucht, «sei es zum Apéro riche oder als Dessertwagen», erklärt sie.

Auch die anderen «Versuecherlis» aus Kollers Küche bestätigen ihre Philosophie: Die Kuchen, Guetzli und Salzgebäcke sind ein Fest für die Sinne. Sie schmecken überraschend anders als die meisten hiesig bekannten Rezepte. Das war auch die Idee der gebürtigen Ungarin: «Ich wollte etwas anderes anbieten, als man hierzulande schon kaufen kann

Viel Gebäck - Livia Koller in ihrer Küche, die auch ihre Backstube ist.
Frisch aus dem Ofen ist Livia Kollers Käsegebäck eine Explosion für die Sinne.

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