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Kultur

Schöne Fassaden

Neue Street-Art begeistert die Bevölkerung in Uster

Sie sind kaum zu übersehen. Gleich am Gleis sind zwei Hausfassaden neu bemalt worden. Über die Frauen-Power und die Farbe freuen sich auch die Anwohnenden.

Die Wohnblöcke an der Ackerstrasse haben frische Farbe gekriegt.

Foto: Simon Grässle

Neue Street-Art begeistert die Bevölkerung in Uster

Sie sind kaum zu übersehen. Gleich bei der Zugstrecke sind zwei Hausfassaden neu bemalt worden. Über die Frauenpower und die Farbe freuen sich auch die Anwohnenden.

Zwei Häuser an der Ackerstrasse in Uster sind von Street-Artisten bemalt worden. Needapencil* und Lionel David haben den ausgeschriebenen Wettbewerb der Firma Wand AG – die unter anderem Gelände urban gestaltet – gewonnen.

Zufällig haben sie die gleiche Vision für ihre Kunst: Frauenpower und mehr Farbe für die graue, sterile Schweiz. Mit ihrer Kunst wollen sie einen Beitrag zu einer harmonischen Gesellschaft leisten.

Die Nachbarn wollen mehr

Die Künstlerin Needapencil stammt aus Winterthur und ist 38 Jahre alt. Sie zeichnet, seit sie einen Bleistift halten kann. Ihren Stil hat sie vor 20 Jahren entdeckt und malt Character, eine bestimmte selbst erfundene Figur, die sie in verschiedene Szenarien und Posen setzt.

Ihr Character an der Hausfassade zeigt ein starkes Mädchen. «Sie soll Freiheit, Stärke und eine hässige, aber positive Kraft ausstrahlen», sagt die Künstlerin. Für die Grundierung wurde sie von fünf Helfern aus ihrem Netzwerk unterstützt. Nun unterstützt sie ihre Freundin Än bis zur Vollendung von diesem Gesamtkunstwerk. 

Über die Kunstwerke haben sich die Anwohnenden gefreut, denn die Resonanz im Wohnquartier ist positiv. «Viele Nachbarn sind enttäuscht, dass nicht auch gleich die Balkone farbiger werden», sagt sie.

Für Needapencil ist dieses Mural ihr grösstes Kunstwerk überhaupt. Ihre Kunst ist des Öfteren in der Kulti Wetzikon oder in der Roten Fabrik in Zürich zu sehen.

Ein Zugfahrer ist begeistert

Lionel David ist 29 Jahre alt und ist seit zwei Jahren selbständiger Künstler. Für den St. Galler ist es das erste Projekt im Oberland und das erste, in dem er seine künstlerische Freiheit so richtig ausleben kann, denn bisher hatte er oft ganz bestimmte Vorgaben.

Auch er erhielt nur positives Feedback für die Frau an der Fassade. «Einem Zugfahrer hat das Kunstwerk so gefallen, dass er mir etwas zu essen mitbrachte», erzählt er.

Lionel David malt seit sieben Jahren. Fast gleichzeitig lernte er seine Frau Enya kennen, mit der er zwei Kinder hat. Sie ziert die Fassade an der Ackerstrasse. «Sie musste sich erst daran gewöhnen, dass sie das Motiv ist», erzählt er amüsiert. Seine Vorlage ist ein Foto von ihr aus Disentis im Bündnerland, kurz vor dem Eindunkeln.

Street-Art versus Graffiti

Street-Art ist eine meist legale, des Öfteren kommerzielle Kunstform im öffentlichen Raum. Sie kann gesprayt, gemalt, geklebt oder gestrickt sein und zielt auf Dauerhaftigkeit. Graffiti hingegen ist in der Regel illegal, muss schnell und unauffällig entstehen und wird oft als Vandalismus gesehen. Mehrheitlich handelt es sich um Schriftzüge, doch auch figürliche Werke – etwa von Harald Nägeli – zählen dazu. Beide Ausdrucksformen haben eine prägende Rolle in der urbanen Kulturszene. (mgp)


* Die Künstlerin will anonym bleiben, weswegen sie mit ihrem Künstlerinnennamen vorgestellt wird.

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