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Geschwindigkeit und Köpfchen

OL-Star begeistert Ustermer Schulkinder

Im Vorfeld des OL-Weltcup Finals in Uster erlebten 20 Schulklassen mit Vize-Jugend-Europameister Pascal Schärer den Orientierungslauf (OL) hautnah. Einen Vormittag lang hiess es Kartenlesen und Sprinten statt Mathe zu büffeln.

Ein Vormittag voller Bewegung, frischer Luft und sportlicher Tipps vom OL-Profi Pascal Schärer.

Foto: Tanisha Tinner

OL-Star begeistert Ustermer Schulkinder

Geschwindigkeit und Köpfchen

Im Vorfeld des OL-Weltcup-Finals in Uster erlebten 20 Schulklassen mit Vize-Jugend-Europameister Pascal Schärer den Orientierungslauf hautnah. Einen Vormittag lang hiess es Karten lesen und sprinten statt Mathe büffeln.

Montag, 8.30 Uhr, Sportanlage Buchholz in Uster. Die Sonne wirft ihre ersten Strahlen auf den noch feuchten Rasen. Kinder in farbigen Sporttrikots turnen an Metallstangen umher, lachen und plaudern in kleinen Gruppen. Plötzlich ruft eine Stimme über den Platz: «Setzt euch bitte hin!» Eine der fünf Lehrerinnen hat das Kommando übernommen. Sofort setzen sich die Schülerinnen und Schüler gehorsam auf den Asphalt und schauen gespannt nach vorn.

Dort stehen Pascal Schärer, Vize-Jugend-Europameister im Orientierungslauf (OL), und Ariane Bättig, Workshopleiterin von «sCOOL», einem Programm, das Kindern den OL-Sport näherbringen soll.

«Was heisst eigentlich OL?», fragt Ariane Bättig in die Runde. Ein Mädchen reckt im Eiltempo die Hand nach oben. «Orientierungslauf!», ruft sie selbstbewusst. Genau für diesen Sport will Pascal Schärer, gemeinsam mit Ariane Bättig, die Kinder heute begeistern.

Der Anlass «OL-Stars in der Schule» ist Teil der Begleitmassnahmen vom OL-Weltcup-Final, der vom 26. bis 28. September in Uster stattfindet. Dabei wurden zwei Programme kombiniert: die «sCOOL»-Workshops von Swiss Orienteering, in denen Kinder spielerisch das Kartenlesen und den Orientierungslauf kennenlernen, und das Ustermer Programm «Stars in der Schule», bei dem bekannte Sportlerinnen und Sportler eine Schulstunde gestalten, um für Sport und Bewegung zu motivieren.

Ziel der Stadt Uster ist es, den Kindern ein unvergessliches Erlebnis mit Vorbildern aus dem Spitzensport zu bieten, die Vorfreude auf den OL-Weltcup-Final zu stärken und den Orientierungslauf langfristig im Schulalltag zu verankern. Rund 20 Schulklassen nehmen über vier Tage am Programm teil. (tin)

Nach einer kurzen Einführung in die Welt des Orientierungslaufs wird es für die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse ernst: Sie erhalten einen speziellen Badge, mit dem sie jeden gefundenen Posten elektronisch «stempeln» können. «Der Badge ist wertvoll. So einer kostet 50 Franken», warnt Ariane Bättig mit einem Augenzwinkern. «Also passt gut darauf auf!»

Gemeinsam mit Pascal Schärer und den Lehrpersonen verteilt Bättig die Geräte. Dann heisst es: Achtung, fertig, los! Die Kinder stürmen in alle Richtungen: die Karte in der Hand, die Augen auf der Suche nach dem ersten Posten. So starten sie spielerisch, aber hoch motiviert in die Einwärmübung für den Wettkampf, der dann nach der Pause folgt.

Eine Ustermer Tradition

Die Stadt Uster organisiert jedes Jahr im Vorfeld grosser Sportanlässe, wie beispielsweise des Greifenseelaufs oder der Rad- und Para-Cycling-Strassen-WM, passende Begleitveranstaltungen für Schulen. So besuchten in der Vergangenheit etwa Tobias Fankhauser, ehemaliger Para-Cycler, und Chantal Cavin, frühere paralympische Schwimmerin, Schulklassen in Uster und leiteten dort eine Sportlektion.

Für Jennifer Post, die Co-Leiterin der LG Sportförderung der Stadt Uster, ist klar: «Wirklich gelungen ist ein solcher Sportgrossanlass dann, wenn etwas davon bleibt.» So wurde für die Rad- und Para-Cycling-Strassen-WM 2024 ein Pumptrack gebaut, der als Vermächtnis bestehen bleibt und bis heute rege genutzt wird.

Auch die Sport- und Fun-Camps der Stadt greifen jeweils die Sportart des aktuellen Grossanlasses auf. Dieses Jahr steht Orientierungslauf auch in allen drei Camps auf dem Programm. «In einem dieser Camps habe ich vor 13 Jahren selbst die Leidenschaft für den OL-Sport entdeckt», erzählt der OL-Profi. «Mir gefiel die Mischung aus sprinten und Köpfchen einsetzen sofort.»

Von der Ziellinie zur Autogrammstunde

Nach unzähligen Blévitas und Früchten aus der Znünibox sind die Viertklässlerinnen und Viertklässler gestärkt für den grossen Wettkampf. Die Mädchen treten gegen die Mädchen an, die Jungs gegen die Jungs – denn OL ist ein Einzelsport. Das finden allerdings nicht alle toll. «Ich würde lieber mit meiner Kollegin Laura zusammen laufen», sagt die zehnjährige Dina ein wenig enttäuscht.

Doch dann geht es los: Pascal Schärer gibt den Startschuss und läuft bei den Jungs sogar selbst mit. Die Spannung ist gross. Die Kinder schlagen sich wacker, auch wenn einige auf dem weitläufigen Gelände etwas Mühe haben. Doch sie sind nicht allein: Lehrpersonen, Pascal Schärer, Ariane Bättig und sogar andere Kinder helfen gern weiter. Ganz so einsam, wie man vielleicht denkt, ist Orientierungslauf dann eben doch nicht.

Im Ziel angekommen, vergleichen die Jungs stolz ihre Zeiten. «Ich hab 7 Minuten 32 Sekunden gebraucht!», ruft einer begeistert. Sein Kollege lacht: «Ich mindestens dreimal so lang!»

Bei der kleinen Rangverkündigung wird geklatscht und gejubelt – auch die, die nicht auf dem Podest stehen, freuen sich für die Schnellsten. Pascal Schärer gratuliert den drei Besten jeder Kategorie persönlich mit einem Handschlag. Preise gibt es keine, dafür etwas, das mindestens genauso begehrt ist: Pascal Schärer gibt eine Autogrammstunde.

Sofort bildet sich eine Schlange vor dem Tisch, an dem der OL-Star sitzt. Die Kinder halten ihm T-Shirts, Caps und Taschen zum Unterschreiben hin. Schärer lächelt, wirkt fast etwas verlegen, als ihm ein Junge sein neues Fussballtrikot zum Unterschreiben hinhält. «Bist du dir ganz sicher, dass ich hier unterschreiben soll?» Der Junge nickt. Schärer unterschreibt. Dann zeigt der Schüler sein frisch signiertes Shirt stolz seinen Kollegen.

Kinder der 4. Klasse nehmen am Programm «OL-Stars in der Schule» teil.
Pascal Schärers Unterschrift war heiss begehrt bei den Kids.

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