Wie ein Song aus dem Zürcher Oberland Herzen berührt
«Du bisch mir wichtig»
Der Musiker und Produzent Moritz Schlanke aus Uster hat für den Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK) den Herzenssong «Du bisch mir wichtig» geschrieben und produziert. Ein Lied, das mehr als nur gehört werden will.
«Kommt der Song dann auch auf Spotify?» Das war die erste Frage, die die fünf Mädchen aufgeregt stellten, als sie vor ein paar Wochen das Tonstudio in Uster betraten, erzählt der Sänger und Songwriter Moritz Schlanke schmunzelnd. «Das kriegen wir schon irgendwie hin», habe er ihnen daraufhin versichert.
Heute ist klar: Sie haben es geschafft. Seit dem 29. August ist der Herzenssong «Du bisch mir wichtig» auf der Streamingplattform Spotify zu hören.
Ein Song für jene, die oft vergessen gehen
Entstanden ist das Lied im Rahmen einer Kampagne des Fördervereins für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK) mit Sitz in Uster. Es geht dabei nicht – wie sonst häufig – nur um die betroffenen Kinder selbst, sondern um ihre Geschwister. «Während die Aufmerksamkeit meist auf das kranke Kind gerichtet ist, bleiben die gesunden Geschwister oft im Schatten stehen», sagt Manuela Stier, Gründerin des Fördervereins. «Dabei sind es gerade sie, die still mittragen und den Familienalltag mit ihrer Liebe und Geduld bewältigbarer machen.»
Hintergrund zum Verein und zur aktuellen Kampagne
Förderverein für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK)
Der Förderverein KMSK wurde 2014 von Manuela Stier gegründet und setzt sich seither schweizweit für Kinder mit seltenen Krankheiten und ihre Familien ein. In der Schweiz sind rund 350’000 Kinder und Jugendliche von einer seltenen Krankheit betroffen. 925 betroffene Familien sind aktuell im Familien-Netzwerk des Fördervereins registriert.
Der Verein leistet finanzielle Direkthilfe – etwa für Hilfsmittel, Therapien oder entlastende Massnahmen. Zusätzlich unterstützt der Förderverein betroffene Familien mit Events, einer Online-Selbsthilfegruppe und einer eigenen Wissensplattform.
Awareness-Kampagne: «Du bisch mir wichtig»
Im Rahmen einer nationalen Awareness-Kampagne vom 1. September bis 31. Dezember 2025 lanciert der Förderverein den Song «Du bisch mir wichtig». Die Kampagne macht nicht nur auf Kinder mit seltenen Krankheiten aufmerksam, sondern rückt erstmals auch deren gesunde Geschwister ins Licht. Begleitet wird sie von grossflächiger Präsenz auf City-Screens in allen Sprachregionen der Schweiz. (tin)
Um den gesunden Geschwistern eine Stimme zu geben, realisierte Stier gemeinsam mit dem Ustermer Musiker Moritz Schlanke und den fünf Mädchen im Alter zwischen sechs und elf Jahren den Herzenssong «Du bisch mir wichtig».
Nach einem Aufruf im Vereinsnetzwerk meldeten sich Nyah, Mia, Amelia G., Amelia B. und Tara , die für die Umsetzung des Projekts vor dem Mikrofon stehen wollten. Nyah lebt mit der seltenen Darmerkrankung Slow Transit Constipation, Mia mit der seltenen Nervenkrankheit Charcot-Marie-Tooth. Die anderen drei sind gesund, haben aber erkrankte Brüder. Amelia B., deren Bruder Lewis am seltenen Gendefekt ZNF292 leidet, beschreibt das Lied als «eine Umarmung für ihn – und für alle, die so sind wie er».
«Diese Mischung aus gesunden und betroffenen Geschwistern macht das Projekt besonders authentisch», sagt KMSK-Gründerin Manuela Stier. «Es geht nicht darum, wer wem hilft, sondern darum, dass sie füreinander da sind – als gegenseitige Heldinnen und Helden auf Augenhöhe», ergänzt Schlanke.
Die zentrale Botschaft des Songs – «Du bisch mir wichtig» – wurde von Stier bewusst gewählt. Denn: Fast jeder Mensch könne sich mit dieser Aussage identifizieren. «Egal, ob es um Geschwister, Eltern, Freunde oder andere Bezugspersonen geht, wir alle haben jemanden, der uns wichtig ist», erklärt der Ustermer Musiker.
So wie Nyah, eines der mitwirkenden Mädchen. Sie hat keine Geschwister, sang das Lied aber für ihre Eltern und konnte sich so trotzdem voll und ganz mit dem Song identifizieren. «Der Song lässt Raum für eigene Gedanken und Erfahrungen. Genau das macht ihn so stark», sagt Manuela Stier.
Auch das Musikvideo bleibt diesem Anspruch treu: Darin sind nicht nur Filmaufnahmen aus dem Studio zu sehen, sondern auch echte, emotionale Momente von einem KMSK-Familien-Event – inklusive der Geschwister der Sängerinnen, so Stier.
Wenn Melodien Brücken bauen
Nur rund vier Stunden waren nötig, um den Song im Studio aufzunehmen. Denn die fünf Mädchen kamen bestens vorbereitet ins Tonstudio: «Sie konnten den ganzen Song auswendig, obwohl sie eigentlich nur den Refrain hätten lernen müssen. Das war herzig», erinnert sich Schlanke.
Gemeinsam wurde eingesungen, gepicknickt und später der Song aufgenommen. «Uns war wichtig, dass es mehr als nur eine Aufnahmesession ist – ein gemeinsames Erlebnis, das bleibt», sagt Moritz Schlanke.
Die Stimmung im Studio sei von Anfang an besonders gewesen: Die Mädchen unterstützten sich gegenseitig, hörten einander zu und wuchsen während des Tags sichtbar zusammen. «Diese Verbindung spürt man im Song», so Schlanke. «Wenn ich ihn allein gesungen hätte, wäre er vielleicht auch schön geworden – aber die echte Tiefe kommt von ihnen.»
Am Abend hörte Schlanke sich die Aufnahmen im Studio allein noch einmal an – und hatte eine Idee: In den letzten 20 Sekunden des Lieds sollten nur die Mädchen zu hören sein, ganz ohne seine Stimme. «Ich habs einfach so zusammengeschnitten, wie ich es mir vorgestellt hatte, und das Resultat danach übertraf meine Erwartungen. Musikalisch und emotional war das für mich ein extrem berührender Moment.»
«Ich stehe voll und ganz hinter dem Förderverein»
Schlanke singt normalerweise auf Englisch. Für den Herzenssong wechselte er auf Mundart. Der Grund dafür sei klar, sagt er: «Dieser Song ist nur für dieses Projekt gedacht – nicht, um mich als Künstler in den Mittelpunkt zu stellen. Die fünf Mädchen sollen im Fokus stehen.»
Die Zusammenarbeit zwischen Schlanke und dem Förderverein kam durch eine Anfrage von Vereinsgründerin Manuela Stier zustande. Die beiden kennen sich bereits seit über zehn Jahren, kennenglernt haben sie sich über Benefizkonzerte, die ein gemeinsamer Freund organisierte und bei denen Schlanke musikalisch mitwirkte.

Seitdem verfolgt er die Entwicklung des Vereins und zeigt sich beeindruckt: «Ich habe beobachtet, wie professionell und mit wie viel Herzblut die Organisation arbeitet. Ich stehe voll und ganz hinter dem Förderverein.» Besonders die Begegnungen mit betroffenen Familien an KMSK-Events hätten ihm gezeigt, wie wichtig die Arbeit des Vereins für die betroffenen Familien ist.
Ich habe beobachtet, wie professionell und mit wie viel Herzblut die Organisation arbeitet. Ich stehe voll und ganz hinter dem Förderverein.
Moritz Schlanke, Musiker und Produzent aus Uster
Als Manuela Stier ihn schliesslich für das Projekt anfragte, zögerte er keine Sekunde: «Es hat von Anfang an sowohl menschlich als auch kreativ gepasst. Die Chemie hat gestimmt.»
Gänsehaut und stolze Kinder
Bei einem KMSK-Familien-Event in der Swiss Life Arena in Zürich, wo zum gemeinsamen Eislaufen mit den ZSC Lions eingeladen wurde, überraschte der Förderverein die über 65 Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit einer Premiere des musikalischen Projekts. Die Uraufführung des Musikvideos auf dem riesigen Cube in der Hallenmitte mit voller Soundkulisse sei ein voller Erfolg gewesen. «Als ich den Song das erste Mal gehört habe, hatte ich Gänsehaut. Ich dachte mir: Genau das ist es», beschreibt Stier ihre Reaktion.
Die fünf Mädchen, die beim Projekt mitgewirkt hatten, waren in die Überraschung eingeweiht – und sichtlich stolz, als der Song beim Event zum ersten Mal öffentlich lief. Sie strahlten, als ihre Stimmen durch die Arena klangen. Das Publikum – darunter die betroffenen Geschwister, Kinder und Erwachsene – zeigte sich vom Herzenssong tief berührt, berichtet Manuela Stier.
Moritz Schlanke spürte die Wirkung des Songs weit über das Event hinaus: «Plötzlich bekam ich Nachrichten von Leuten, von denen ich ewig nichts mehr gehört hatte – wegen dieses Songs. Das zeigt, wie sehr er die Menschen berührt.»