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Gesellschaft

150-Jahre der Bahnlinie durch das Tösstal

Die Schnellzugsrennerin, der rote Superstar und das brave Arbeitstier

Am Wochenende waren einige interessante Eisenbahnfahrzeuge im Oberland unterwegs. Darunter eines, das an die Anfangszeiten der Zürcher S-Bahn erinnerte.

Beim Depot Bauma des DVZO stehen der Rote Pfeil (rechts), eine Swiss-Express-Lokomotive des Typs Re 4/4 II (links) sowie hinten ein Triebwagen der Reihe RBe 4/4 mit einem Personenwagen.

Foto: Bruno Bosshard

Die Schnellzugsrennerin, der rote Superstar und das brave Arbeitstier

Am vergangenen Wochenende waren einige interessante Eisenbahnfahrzeuge im Oberland unterwegs. Darunter eines, das an die Anfangszeiten der Zürcher S-Bahn erinnerte.

Am vergangenen Wochenende wurde in Bauma mit dem grossen Dorffest das 150-jährige Bestehen der Bahnlinie durch das Tösstal gefeiert. Der Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) nahm dies zum Anlass, dafür zu sorgen, dass neben den bekannten DVZO-Dampfzügen einige interessante historische Fahrzeuge von anderen Vereinen und Bahngesellschaften den Weg ins Oberland fanden und hier ihre Runden drehten.

So konnte man beispielsweise den legendären Roten Pfeil RCe 2/4 607 von 1935 antreffen, der sich heute im Besitz der kurzen Privatbahn Oensingen-Balsthal befindet und von dieser – mustergültig restauriert und aus historischen Gründen sozusagen falsch als SBB-Fahrzeug angeschrieben – für Extrafahrten eingesetzt wird.

Man sieht den Roten Pfeil in Bäretswil.
Der Rote Pfeil der Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) in Bäretswil.

Der Rote Pfeil gilt mit seinem zeitlosen Design als eines der optisch gelungensten Fahrzeuge der Schweizer Eisenbahnindustrie und ist auch als Eisenbahnmodell sehr beliebt – so etwas wie ein Star auf Bahnrädern.

Besuch aus der Ostschweiz

Aus der Ostschweiz angereist war ein kurzer, grüner Pendelzug des Vereins Historische Mittel-Thurgau-Bahn: Der Triebwagen ABDe 4/4 12 «Weinfelden» kam 1965 in Betrieb, als die damalige Mittel-Thurgau-Bahn (MThB) zwischen Wil, Weinfelden und Konstanz elektrifiziert wurde. Das Fahrzeug erinnert optisch an die RBe-4/4-Hochleistungstriebwagen der SBB, die im Oberland während Jahrzehnten das Rückgrat des Regionalverkehrs darstellten, es ist aber schwächer motorisiert und weist auch einen kleinen 1.-Klasse-Bereich und ein Gepäckabteil auf. Dies ermöglichte, dass das Fahrzeug in Randstunden auch als Alleinfahrer verkehren konnte – also quasi ein ganzer Zug in einem einzigen Wagen vereint.

Man sieht einen historischen Pendelzug.
Der historische Pendelzug der Mittel-Thurgau-Bahn (MThB) auf der Tösstallinie bei Rämismühle-Zell.

Deutlich leistungsstärker war die Re-4/4-II-Lokomotive im orange-weissen Kleid, die ebenfalls ihre Aufwartung in Bauma machte. In den 1970er Jahren lackierten die SBB einige dieser Universallokomotiven in den Farben der damals lancierten komfortablen Swiss-Express-Züge, welche die Vorläufer der heutigen Intercitys darstellen. Heute steht die einstige Schnellzugsrennerin im Besitz des Vereins Depot und Schienenfahrzeuge Koblenz (DSF).

Rückkehr eines Bekannten

Und auch eines der erwähnten SBB-RBe-4/4-Fahrzeuge kehrte am vergangenen Wochenende ins Oberland zurück, der RBe 540 074 mit Baujahr 1965, welcher heute ebenfalls dem DSF gehört. Das Fahrzeug präsentiert sich optisch weitgehend so, wie es in den letzten Jahren vor der Ausrangierung eingesetzt wurde, also im blau-weissen Look mit den gelben Schiebetüren.

Zwar nahmen die SBB beim Start der Zürcher S-Bahn im Jahr 1990 neue Doppelstockzüge in Betrieb. Zahlenmässig reichten diese Züge allerdings längst nicht aus, weshalb man die alten, ursprünglich dunkelgrün gestrichenen RBe-4/4-Triebwagen modernisierte und noch während Jahrzehnten auf weniger stark frequentierten Linien einsetzte, zum Beispiel auf der Achse Wetzikon–Pfäffikon–Effretikon.

War also der Rote Pfeil so etwas wie der Star unter den historischen Fahrzeugen, so repräsentierte der RBe 540 das brave Arbeitstier, das während Jahrzehnten den ganz normalen Alltagsverkehr bewältigte – unspektakulär, aber zuverlässig.

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