Dieser Pfäffiker verkörpert mehrere Persönlichkeiten
In Pfäffikon ist immer wieder der Soipfe-Kari oder der Nachtwächter Isidor unterwegs. Wer steckt dahinter? Das wird hier verraten.
Der Mann ist ein wahrer Tausendsassa. In kurzer Zeit wechselt er seine Persönlichkeit. Eben noch gibt Marc Lendenmann als Privatperson Auskunft. Danach steht er plötzlich als Soipfe-Kari da. In dieser historischen Rolle ist er schon bald wieder in Pfäffikon, wo der 56-Jährige lebt, unterwegs.
Dabei erzählt er als Hausierer beim Gang durch Pfäffikon spannende Gassengeschichten. Er berichtet dabei über lokale Flurnamen und erzählt über die Hintergründe von alten Strassennamen. Treffpunkt für diese aussergewöhnliche Tour, bei der Lendenmann auch einen historischen Verkaufsladen aus Holz auf dem Rücken trägt, ist am 26. September um 19 Uhr vor dem Museum am Pfäffikersee, das die Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon leitet.
Zu Besuch im historischen Schlafzimmer
«Ich kreiere immer wieder neue Ideen, um Geschichte als Geschichten zu erzählen. Jahreszahlen interessieren mich wenig, ich will ein Erlebnis für die Beteiligten schaffen», betont er. Bis vor drei Jahren sass er selber noch im Vorstand der Antiquarischen Gesellschaft Pfäffikon – das für über 16 Jahre.
Das Museum dient ihm auch heute noch als Bühne: «Guete Morge anno 1910 bis 1920» nennt sich eine szenische Führung, bei der Marc Lendenmann als Fritz Gujer in seinem Schlafzimmer, bekleidet mit Schlafgewand und Schlafmütze, erstaunt Besucher empfängt und über Schlafgeschichte von anno dazumal erzählt. Diese Führung findet am Freitag, 19. September, um 19.30 Uhr im Museum am Pfäffikersee statt.

Zudem ist Marc Lendenmann auch in der Rolle als Nachwächter Isidor im Dorf unterwegs, wobei er den Dorfbach entlang über die Industriegeschichte, die Stromgewinnung mit Wasser, berichtet. In Ergänzung zum 2024 eröffneten Kulturpfad wird es bald auch einen Industriepfad in Pfäffikon geben, wo diese Dorfbachgeschichten ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Führungen werden von Vereinen, Veranstaltern von Klassentreffen oder Firmen gebucht.
Was macht der Hansdampf in allen Gassen eigentlich beruflich? «Als Kind wollte ich Archäologe werden, weil ich mich für alte Gegenstände interessiere. Ich habe aber schnell gemerkt, dass es für mich nicht spannend ist, an einem Fundstück lange herumzuwerkeln. Mich interessiert die Geschichte hinter den Dingen.» Und so ist er heute beruflich vor allem als Vermittler von Geschichten unterwegs. Von Geschichten aus der Bibel.
Er vermittelt Inhalte aus der Bibel
Lendenmann arbeitet beim Bibellesebund (BLB) Schweiz. «Wir wollen Menschen aller Altersstufen dazu ermutigen, Gott täglich durch das Lesen der Bibel und das Gebet zu begegnen. Das tun wir in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden und Landeskirchen. In diesem Sinne verstehen wir uns auch als überkonfessionellen Dienstleister für kirchliche Werke aller Art», heisst es auf der Website des BLB.
Auch beim BLB schlüpft Marc Lendenmann für die Wissensvermittlung in eine Rolle. In die des Buchdruckers Christoph Froschauer um 1530, kurz nachdem Gutenberg den Buckdruck erfunden hat. Dafür hat er extra eine hölzerne Buchpresse bauen lassen, mit der bei Anlässen in Kirchgemeinden oder in Schulen vor Ort ist.
In einem Regal in seinem Lager stehen zahlreiche Bibeln aus der Zeit zwischen 1590 und 1780. Einige Exemplare hat er bei seinen Auftritten als Buchdrucker dabei.
Und was hat es mit den zahlreichen Handpuppen und Zaubertricks auf sich, die in seinem Lager zu sehen sind und die er über seinen Onlineshop Allerhand und Gwand vertreibt? «Das ist alles Mittel zum Zweck – wie auch die Zaubertricks, die ich hier im Schrank lagere», erzählt das Multitalent. Die kommen beispielsweise beim Projekt «Lego-Stadt» in den Kirchgemeinden der ganzen Schweiz zum Einsatz, wie diesen Sommer in Wetzikon.
«Ich vermittle spielerisch-kreativ Inhalte aus der Bibel», erklärt Marc Lendenmann. «So erleben wir beim Anlass zuerst eine Geschichte aus der Bibel – danach bauen die Kinder mit viel Elan an einer Lego-Stadt.» Und Lendenmann fügt hinzu: «Die Kreativität von Gottes Schöpfung ist gross – und darum können nun auch wir so kreativ sein: Das ist beispielsweise eine Botschaft, die ich den Kindern vermittle.»
«Menschen nicht auf ein Thema stossen, sondern freudig Leben und Glauben teilen und so neugierig machen – das ist mein Ansatz», erklärt der ausgebildete Theologe, der sich lieber Kinderpfarrer nennt. Und so beginnt ein Lego-Nachmittag jeweils mit dem Auftritt einer Handpuppe – das sorgt dafür, dass die Kinder immer von allein rechtzeitig da sind.