In Effretikon wird Kunst zusammen mit Kaffee serviert
Für den Kunstverein Salz in der Suppe ist der Name auch Programm: Deshalb will er der Öffentlichkeit Kunst näherbringen – derzeit unter anderem im Kunstkaffee in Effretikon.
Die Pinsel sind schon lange nicht mehr. Auch die Ölfarben sind gezügelt. Nur noch ein paar Bilder lehnen an der Wand. Seit 2021 hat Christophe Terraz hier in den grosszügigen, hellen Räumen mit hohen Decken als Künstler gemalt.
Sein Atelier Valley Art, auf dem ehemaligen Maggi-Areal in Kemptthal in einer alten Fabrikhalle gelegen, ist nun Geschichte. Doch, was hier als Künstlerkollektiv begann, lebt weiter. In den Räumen von Valley Art hat Terraz als Hauptmieter anderen Künstlerinnen und Künstler immer wieder einzelne Räume zum Malen vermietet. Valley Art wurde so zu einem Ort der Begegnung und Inspiration.
Und in einem grossen Raum war eine Galerie eingerichtet. «Hier konnten sich Kunstschaffende in einer tollen Umgebung präsentieren. Solche Möglichkeiten sind rar gesät. Wir haben hier bis zu 40 Ausstellungen realisiert», erzählt der 52-Jährige.
Es entstand so ein Künstlernetzwerk, ein Künstlerkollektiv – das 2023 in einem Verein mit dem Namen Salz in der Suppe aufgegangen ist. Ziel war es auch, das Valley Art als Kunstraum zu fördern und zu bespielen. Weil die Miete aktuell in die Höhe schoss, gibt Terraz sein Atelier Valley Art nun auf.
Doch der Kunstverein Salz in der Suppe ist weiterhin mit seiner Grundabsicht – Kunst sichtbar und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – unterwegs. «Erst wenn das Salz in der Suppe nicht mehr da ist, merkt man, dass etwas wirklich Wichtiges fehlt. So ist es auch mit Kunst. Wir wollen der Bevölkerung deren Wichtigkeit näherbringen», sagt Christophe Terraz.

Jeden zweiten Samstag organisiert der Verein Salz in der Suppe das Kunstkaffee. In den ehemaligen Büroräumen an der Rikonerstrasse 4 in Effretikon, direkt neben der Stadtpolizei gelegen, werden wechselnd Kunstwerke präsentiert. «Hier gibt es ausserhalb der Kunstblase tolle Begegnungen zwischen Kunstinteressierten und den Kunstschaffenden», so Christophe Terraz.
Zudem bespielen die rund 80 Künstlerinnen und Künstler vom Verein Salz in der Suppe auch regelmässig in Galerien in der Region. So stellen sie am Samstag, 25., und Sonntag, 26. Oktober, unter dem Motto «churz & knackig» ihre Werke in Dübendorf in der Oberen Mühle aus.
Christophe Terraz ist selber hauptberuflich Maler. Nach der Lehre zum Hochbauzeichner und der Rekrutenschule besucht er 1995 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Zürich. Um seiner Kunst mehr Raum zu geben und Teilzeit zu arbeiten, lässt sich Terraz 1996 zum Psychiatriepfleger ausbilden.
Dankeskarten für Hittnau gemalt
«Zwei Jahre später erkrankt er schwer. Mit viel Glück und eisernem Willen kämpft sich der Künstler zurück ins Leben und beendet seine Ausbildung. Dieses einschneidende Erlebnis lässt den Künstler in Berührung mit dem Himmel kommen und prägt seine Ansichten des Seins. Engelsgleiche Erscheinungen, verbunden mit erlebten Momenten, beeinflussen seine Arbeiten», heisst es auf der Website von Terraz.
Lange wohnt und arbeitet der Maler in Hittnau. Hier hängt beispielsweise in der Abdankungshalle auf dem Friedhof ein grosses Gemälde von Terraz. Zudem hat er die Motive der Dankeskarten, welche die Gemeinde Hittnau verschickt, gemalt.

Aktuell lebt und malt er in einem Wohnatelier in Wetzikon. «Über all die Jahre habe ich meinen eigenen Stil entwickelt. Ich vermische Realität und Abstraktes. Ein Baum wirkt auf den ersten Blick beispielsweise einfach als Baum. Beim zweiten Blick erkennt der Betrachter Figuren und Symbole in der Baumkrone», berichtet Terraz, der vor allem in Öl malt. Aktuell arbeitet er an einer neuen Bilderserie, in der Figuren eine Geschichte erzählen.