Gesellschaft

Entschleunigendes Naturerlebnis

In Bäretswil ist man mit den Tieren im Gleichschritt unterwegs

Von wegen "dumme Ziege"! Wer die Tiere näher kennenlernt, ist begeistert. Dafür sorgt ein neues Ziegen-Trekking.

Ajla Balzer inmitten ihrer Ziegen.

Foto: Luc Müller

In Bäretswil ist man mit den Tieren im Gleichschritt unterwegs

Mit Ziegen und Böcken gemeinsam durch die Natur – das bietet ein Ziegen-Trekking aus Bettswil. Ein Besuch vor Ort.

Ja, wer ist denn das da? Das scheinen die Tiere über den Schreibenden zu denken, der sich plötzlich auf der Weide befindet. Schon kommen die Ziegen ganz nah und schnuppern an der Hand. «Ziegen sind sehr neugierig – sie suchen den Kontakt zu den Menschen», erklärt Ajla Balzer. Damit sie so gut auf Menschen reagieren, werden sie handzahm gemacht. «Am besten schon, wenn sie noch klein sind», sagt Ajla Balzer.

Seit diesem Jahr bietet die 37-Jährige mit ihrem Partner Lukas Nägeli das wohl erste Ziegen-Trekking im Oberland an. Die Tiere hält das Paar in Bettswil, einer Aussenwacht von Bäretswil, die herrlich im Grünen liegt.

Jetzt im Sommer sind die weiblichen Ziegen und die kastrierten Ziegenböcke auf einer Weide in Adetswil oder Wetzikon, wo sie vor allem mit Grasfressen beschäftigt sind. Zudem gibt es in Bettswil einen Ziegenstall.

Menschen und Ziegen
Ajla Balzer und Lukas Nägeli bieten seit diesem Jahr ein Ziegen-Trekking an.

«Wir wollen unseren Kunden ein Naturerlebnis bieten», erklärt Lukas Nägeli (35), der schon früher in Flums im Gebiet Gufel (darum der Name Ziegen-Trekking Gufelgeiss) Ziegen hatte und auch züchtete. Seit diesem Jahr wohnt er nun mit seiner Partnerin Ajla Balzer in Bettswil – und so sind die Ziegen neu ins Oberland gewechselt.

Gemeinsame Wanderung mit den Ziegen

«Mit unserem Trekking bringen wir den Leuten auch die Landwirtschaft wieder näher und der Kontakt zu Tieren», betont Ajla Balzer. Zudem entschleunige das Trekking. Bei dem sind Menschen und Tiere bis zu 90 Minuten gemeinsam in der Natur – wenn möglich auf Naturwegen – unterwegs. Die Ziegenböcke dürfen mit einer Maximallast von 25 Kilogramm beladen werden. Dazu wird ihnen ein Packsattel umgebunden.

Wagen
Lukas Nägeli hatte schon Ziegen in seiner alten Heimat Flums im Gebiet Gufel.

Auf dem Trekking sind fünf Tiere dabei: Ziegen und Ziegenböcke. «Es macht den Böcken nichts aus, eine Last zu tragen», betont Lukas Nägeli, der hauptberuflich als Techniker in der Landwirtschaft tätig ist. Grundsätzlich seien alle Schweizer Ziegenarten bedrohte Arten – so auch die Nera Verzasca und die Pfauenziege, welche Ajla Balzer und Lukas Nägeli in ihrer Herde haben.

«Mir ist der Artenschutz auch wichtig», betont Nägeli, während er einem seiner Böcke liebevoll zuredet. Damit man mehr als zehn Tiere überhaupt halten darf, muss er einen entsprechenden Sachkundenachweis absolvieren, was Nägeli gemacht hat.

Frau mit Ziege
Ajla Balzer liebt ihre Ziegen.

«Wir sind wie ein kleiner Bauernbetrieb. Die Tiere zu pflegen und hegen braucht viel Zeit und auch das Wissen», erklärt Ajla Balzer, die sonst noch als Schulhauswartin tätig ist. «Derzeit ist das Ziegen-Trekking ein Hobby von uns», betont das Paar.

Gute Resonanz

Erste positive Erfahrungen mit Kunden gab es schon. So waren beispielsweise Kinder von der Heilpädagogischen Schule Wetzikon mit den Ziegen unterwegs. Ein Junge sei zunächst sehr laut und aufgeregt gewesen.

«Mit der Zeit wurde er ganz ruhig und hat die Tiere gestreichelt. Die Betreuer meinten, dass sie ihn noch nie so entspannt erlebt hätten.» Das habe sie gefreut, denn genau solche Erlebnisse wollten sie mit ihrem Ziegen-Trekking schaffen, betonen Balzer und Nägeli.

Kinder mit Ziegen
Das Ziegen-Trekking eignet sich auch für Kinder.

Langfristig wollen sie ihr Angebot stetig ausbauen. So bieten sie mit den Ziegen auch Wanderungen an, bei der man Kräuter sammelt.

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