Hausaufgaben in der Oberstufe Bubikon: KI übernimmt
Medienwoche 2025
Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig. Auch an der Schule Bubikon ist sie vermehrt ein Thema. Ihre Nutzung ist jedoch umstritten – und nicht überall gleich.
Autorinnen: Alena Gehri, Anna Donner, Mara Schmid
Der «Zürcher Oberländer» hat erneut jungen Journalistinnen und Journalisten eine Tastatur in die Hand gedrückt. Im Rahmen der Medienwoche 2025 hat die Sekundarschule Bergli aus Bubikon eine Woche lang Lokaljournalismus hautnah erlebt: Die Schülerinnen und Schüler schrieben Artikel über die Themen, die sie beschäftigten. Und wer meint, dass die Auswahl beschränkt ist, hat sich getäuscht. Denn aus dem Mikrokosmos Bergli sind Artikel entstanden, die über den Pausenplatz hinausgehen – das ist einer davon.
Künstliche Intelligenz, kurz KI, findet man heutzutage überall. Viele benutzen sie als Hilfsmittel bei der Arbeit, andere benutzen sie als Suchmaschine in der Freizeit – und es gibt sogar diejenigen, die ihren «persönlichen» Rat suchen.
Die KI imitiert Aufgaben des Menschen wie das Planen oder Schreiben, aber auch kreatives Schaffen kann die künstliche Intelligenz nachahmen. Trotzdem lauern Gefahren wie etwa die Fehlerquoten der KI: Auch sie kann sich irren. Verschiedene Studien berichten von Fehlerquoten bis zu 85 Prozent, je nach KI – ChatGPT beispielsweise hat eine bis zu 50-prozentige Fehlerquote. Deshalb darf man nicht alles glauben, was man dort liest.
Obwohl die KI aus unserer Gesellschaft kaum wegzudenken ist, bleibt die Nutzung ein umstrittenes Thema mit sehr vielen Meinungsverschiedenheiten. Es ist also nicht verwunderlich, dass dieses Thema viele Leute beschäftigt.
Auch an Schulen wird die künstliche Intelligenz immer wichtiger und wird auch immer mehr genutzt. An der Sekundarschule Bergli in Bubikon beispielsweise ist die Nutzung von künstlicher Intelligenz erlaubt – teilweise. Die Schüler benutzen hauptsächlich ChatGPT, um sich Aufgaben erklären zu lassen. Es gibt andere, die sogar ganze Aufgaben damit lösen, dies wird an der Sekundarschule Bergli jedoch nicht geduldet.
Bubikon nutzt KI – und macht sich Sorgen
Die KI ist bei den Schülerinnen und Schülern beliebt: Sie ist einfach und schnell zu bedienen. Trotzdem sehen nicht alle Jugendlichen den Gebrauch als unproblematisch an.
Grundsätzlich finden es die Schülerinnen und Schüler der Sek Bergli in Bubikon eine gute Hilfe. «Solange man es nicht übertreibt», sagt der 14-jährige Schüler Juri Wolfer. Er findet, dass die übermässige Nutzung schnell zu Faulheit führen kann.
Auch Schülerin Mina De Genua benutzt sie des Öfteren für ihre Hausaufgaben. «Es ist eine sehr gute Erklärungshilfe», sagt sie. Ihrer Meinung nach bleibt die künstliche Intelligenz eine gute Hilfe, solange man sie nicht übermässig nutzt.
Trotzdem: Schüler Juri Wolfer hat Bedenken. Ihn beunruhigt, dass die KI in der Zukunft vielen den Job kosten könnte. Ausserdem: «Die Lehrer denken oft, dass man immer alles mit KI macht, und geben uns darum manchmal eine schlechtere Note», erzählt Juri Wolfer. «Und das, finde ich, geht nicht.»
Eine Lehrerin kann ihn beruhigen: «Es gibt keine schlechteren Noten. Jedoch müssen benotete Texte wiederholt werden, wenn diese mit KI geschrieben worden sind.» Sie selbst nutze die KI gerne, bereite beispielsweise Probeprüfungen mit ChatGPT vor.
Ausserdem erklärt sie: «Die Nutzung von Kl ist nicht per se schlecht.» Es sei jedoch äusserst wichtig, dass die Kinder schon früh einen vernünftigen Umgang mit ChatGPT erlernten. «Die Kl entwickelt sich rasant und somit auch ihre Nutzung. Wir müssen sie deshalb nicht vermeiden, sondern einfach lernen, sinnvoll mit ihr umzugehen.»
Anders ist es am Gymnasium
Doch es gibt kein Geheimrezept für die Nutzung von KI an Schulen. So entscheidet deshalb jede Schule selbst, wie weit sie bei der Nutzung der künstlichen Intelligenz gehen will. An der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) zum Beispiel unterscheidet sich die Nutzung gegenüber der Sekundarschule Bergli – aber auch dort dürfen die Lehrpersonen selbst entscheiden, was man darf und was nicht.
Die Gymi-Schülerinnen und Gymi-Schüler berichten, dass ihnen die Nutzung in einigen Bereichen untersagt ist. Die 15-jährigen Schülerinnen Michelle und Lena erzählen: «Bei uns in der Klasse dürfen nur die Lehrer die KI benützen. Sie reagieren auch skeptisch, wenn man erzählt, dass man die Hausaufgaben mithilfe der KI gelöst hat.»
Trotzdem lösen einige der KZO-Schülerinnen und -Schüler ihre Hausaufgaben mit der künstlichen Intelligenz. Grundsätzlich finden sie es ein gutes Mittel, das sich auch fachlich gut ausdrückt. «Man muss aber aufpassen, denn man muss die Antworten gut kontrollieren. Die KI macht auch Fehler», sagt Michelle.
KZO sieht Chancen
Die Schulleitung der KZO berichtet über viele Möglichkeiten, wie KI im Unterricht eingesetzt werden kann, und sieht darin Chancen. Beispielsweise könne man einen Chatbot erstellen, der die Rolle einer berühmten Person aus der Vergangenheit annehme, und so Schülerinnen und Schüler mit einer «Person» aus einer anderen Zeit «reden» lassen. Oder im Mathematikunterricht etwa könne KI in bestimmten Fällen von den Schülerinnen und Schülern dazu verwendet werden, um Musterlösungen für Aufgaben zu erhalten, die dann nachvollzogen und auf neue Aufgaben übertragen werden könnten. Ebenfalls könne die Kl bei der Entwicklung von Ideen bei grösseren Projekten verwendet werden.
Die Schulleitung ist überzeugt: Wird KI für Aufgaben genutzt, die die Schülerinnen und Schüler selbst lösen sollten, gehen Lernchancen verloren – mit negativen Folgen. Wird sie hingegen zum Schliessen von Wissenslücken oder zur Anregung von Lernprozessen eingesetzt, fördert das den schulischen Fortschritt.
Eine Regel gebe es bei der Verwendung: Wenn die Kl von den Schülerinnen und Schülern beispielsweise beim Verfassen von Arbeiten verwendet werde, müsse dies korrekt nach Vorgaben der Schule deklariert werden.