Offiziere organisieren einen 100-Kilometer-Marsch nach Dübendorf
Durch eine lange Nacht und fast ganz um den Zürichsee: Am kommenden Freitag nehmen ein gutes Dutzend Unentwegter die Herausforderung eines über 100 Kilometer langen Fussmarschs auf sich.
Kameradschaft ist ansteckend. Im Fall einer Handvoll Offiziere so stark, dass sie gemeinsam den ersten Schweizer Militärmarsch organisieren. Die Gruppe, zu der auch der Gossauer Hauptmann und SVP-Kantonsrat Daniel Wäfler gehört, wird am kommenden Freitag und Samstag einen 100 Kilometer langen Marsch durchführen. Dieser wird vom Üetliberg über den Seedamm und wieder hinauf nach Dübendorf führen.
Ein 100 Kilometer langer Marsch gehört zum Abschluss jeder Offiziersschule der Schweizer Armee. Die angehenden Offiziere lernen dabei nicht nur, durchzubeissen, sondern auch die gegenseitige Unterstützung im Team zu schätzen.

Dieses Erlebnis wollten einige Absolventen einer Infanterie-Offiziersschule im Jahr 2000 wieder aufleben lassen. 2022 feierten sie das 22-Jahr-Jubiläum des Lehrgangs an einem Spätsommertag mit der Übung «Finale reloaded» übers Wochenende. Sie machten sich auf, die Originalstrecke ihres 100-Kilometer-Marschs von 2000 noch einmal zu bezwingen.
Bei der Infanterie sind die Kilometer länger
«Beim Nachmessen vor drei Jahren mussten wir feststellen, dass der damalige 100er in Wirklichkeit länger war, nämlich 115 Kilometer», meint der Offizier Daniel Wäfler mit einem Schmunzeln. «Nun ja, schliesslich waren wir bei der Infanterie.» Und dort ist man ja oft zu Fuss unterwegs … Zwei schafften es bei der Wiederholung ins Ziel. Er selbst klinkte sich damals nach 60 Kilometern aus, hatte er doch noch einen anderen Termin – und nach der langen Strecke auch eine Blase.

Damals entstand auch die Idee, dieses Erlebnis eines so langen Marschs noch weiteren Interessierten zugänglich zu machen: Die Idee für den ersten Schweizer Militärmarsch war geboren.
Hinzu kommt diesmal auch eine politische Note. «Wir wollen mit diesem Marsch die Öffentlichkeit auf den schlechten Ausrüstungsstand der Armee aufmerksam machen.» Doch sie wollen nicht nur Geld fordern, sondern auch Leistung als Milizangehörige zeigen.
Zusammen mit Bachtelwettkampf und Feldschiessen
Dafür haben sie ganz bewusst mit anderen Organisationen zusammengespannt, die sich ausserhalb des Militärdiensts für die Armee engagieren. So steht der Militärmarsch am kommenden Wochenende nicht allein da. Am Samstagmorgen geht gleichzeitig der Bachtelwettkampf des Unteroffiziersvereins Zürcher Oberland über die Bühne. Bei diesem messen sich die Teilnehmer in verschiedenen sportlichen Disziplinen. Mit dem Bachtelwettkampf werden Synergien in der Organisation und der Logistik genutzt. Und die Zusammenlegung führt dazu, dass dort mit 180 Angemeldeten so viele teilnehmen wie schon lange nicht mehr.
Ausserdem verbinden die Teilnehmer des 30-Kilometer-Marschs – die Organisatoren wollten eine Alternative anbieten für jene, die sich keinen 100-Kilometer-Marsch zutrauen – ihren Weg von Rapperswil nach Dübendorf mit dem Feldschiessen in Hombrechtikon. «So demonstrieren wir die Gemeinschaft mit den Schützen im Sicherheitsverbund Schweiz», meint Wäfler.

Rund 20 Personen werden sich am Samstag auf den kürzeren Marsch machen. Und 15 nehmen bereits am Freitagabend die 100 Kilometer in Angriff. «Die Ambitioniertesten wollen nach 18 Stunden ins Ziel kommen, die Langsameren haben 24 Stunden für die Strecke veranschlagt», meint Wäfler. Neben Patrouillen von Armeeangehörigen werden auch solche von Polizeiangehörigen und sogar eine der Feuerwehr dabei sein. Selbst einige Zivilpersonen nehmen den langen Weg unter die Füsse.
Prominente Unterstützung
Die Teilnehmer können sich über prominente Unterstützung freuen. Am Start auf dem Üetliberg werden Regierungsrat Mario Fehr (parteilos) und Brigadier Hugo Roux, Kommandant der Militärakademie, dabei sein. In der Müli in Grüningen werden sie gegen 10 Uhr am Samstag von Gemeindepräsident Carlo Wiedmer (SVP) mit einer Stärkung erwartet. Darauf gilt es, die Marschroute vom Oberland ins Glattal in Angriff zu nehmen. Nach der Zielankunft in Dübendorf folgt dann die Ehrung der Marschteilnehmer durch Kantonsratspräsident Beat Habegger (FDP).
Und ja, auch der erste Schweizer Militärmarsch 2025 wird etwas länger als die angesagten 100 Kilometer ausfallen: 107,7 Kilometer werden es genau sei.
Und wenn die Rückmeldungen zum ersten Schweizer Militärmarsch positiv ausfallen, wollen die Organisatoren eine Zweitauflage in Angriff nehmen. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt und nicht im mit vielen Anlässen befrachteten Mai. Schliesslich möchten sie die anvisierten 80 Männer und Frauen für die kameradschaftlichen Stunden gewinnen können.
Der Marschplan
Der Schweizer Militärmarsch 2025 startet am Freitag, 23. Mai, um 16.30 Uhr auf dem Üetliberg. Er führt durchs Freiamt über den Seedamm nach Rapperswil. Ab dort werden die Langmarschierer am Samstag, 24. Mai, ab 9 Uhr von der Giessi-Wiese in Rapperswil aus auf dem Marsch nach Dübendorf von jenen begleitet, die eine 30 Kilometer lange Strecke in Angriff nehmen.
Der Zieleinmarsch der 100er- und der 30er-Patrouillen findet öffentlich am Samstag ab 14 Uhr im Innovationspark Dübendorf an der Wangenstrasse 68 statt. Die Bevölkerung ist zu diesem Erlebnis eingeladen. Von 14 bis 19 Uhr sorgen Foodtrucks für das leibliche Wohl. Auf 17.45 Uhr ist die Ehrung der Marschteilnehmer angesetzt. Weitere Informationen sind unter https://militaermarsch.ch zu finden.