Abo

Gesellschaft

Der Strickhof schliesst seine Gärtnerei

Die weitherum beliebte Strickhof-Gärtnerei aus Lindau stellt die Produktion von Setzlingen und Balkonpflanzen ein. Auch der Hofladen wird Ende Jahr aufgegeben.

Wer Gurkensetzlinge vom Strickhof will, hat dieses Jahr ein letztes Mal die Möglichkeit, sich einzudecken.

Foto: Almut Berger

Der Strickhof schliesst seine Gärtnerei

Wenn das letzte Pflänzli weg ist

Die weitherum beliebte Strickhof-Gärtnerei aus Lindau stellt die Produktion von Setzlingen und Balkonpflanzen ein. Auch der Hofladen wird Ende Jahr aufgegeben.

Almut Berger

Tomaten- und Salatsetzlinge, Küchenkräuter und Sommerflor – Hobbygärtnerinnen und -gärtner aus der Region decken sich im Frühling oftmals in der Gärtnerei des Strickhofs in Lindau ein. Das können sie nur noch in dieser Gartensaison. Nach mehr als 40 Jahren geht die Gemüsegärtnerei auf Ende Jahr zu. Geschlossen wird auch der betriebseigene Hofladen.

Auf die Schliessung aufmerksam gemacht hat diese Redaktion eine Leserin aus Seuzach. Sie bedaure das Ende von Gärtnerei und Hofladen sehr, schreibt sie. «Nicht nur der Gemüse-, Obst- und Pflanzenverkauf, auch das grossartige Engagement der Angestellten geht verloren. Das Wissen und die Kompetenz der Gärtner und Gärtnerinnen wurden allseits sehr geschätzt.»

Fachstelle Gemüsebau in Wülflingen stationiert

Raphael Bernet, Bereichsleiter Pflanzenbau beim Strickhof, kann die Enttäuschung der Kundin verstehen. Sie sei nicht die einzige Person, die sich beschwert habe. «Sie müssen aber auch unsere Seite verstehen», sagt er. «Die Gärtnerei war ursprünglich ein Teil des Ausbildungs- und Versuchsbetriebs des Strickhofs. Da in der Gärtnerei in den letzten Jahren aber keine regelmässigen Unterrichtseinheiten und Weiterbildungskurse mehr durchgeführt wurden, ist der gesetzliche Grundauftrag nicht mehr gegeben.»

Dafür gebe es mehrere Gründe. So erfolge die Beratung der professionellen Gemüsebauern inzwischen bei der Fachstelle für Gemüsebau am Strickhof Wülflingen. «Und die Gemüsepraxisversuche laufen heute meist ‹on farm›, sprich auf den jeweiligen Höfen der Gemüsebauern. Dort stehen grössere Versuchsflächen zur Verfügung als bei uns in Lindau.»

Als kantonales Kompetenzzentrum für Agrar-, Lebensmittel- und Hauswirtschaft sei man zudem der Öffentlichkeit gegenüber finanziell verpflichtet, und auch hier steige der Spardruck. «Und selbst wenn Gärtnerei und Hofladen hochlukrativ wären, was sie nicht sind, entsprächen sie nicht mehr unserem staatlichen Grundauftrag.»

Dazu komme, dass der Strickhof anders als die Direktvermarkter in der Region nicht von seinen Erträgen leben müsse. «Jedes Pflänzli, das wir verkaufen, wird vom Kanton sozusagen quersubventioniert, was gegenüber den professionellen Hofläden nicht fair ist.»

Pensionierung des Gärtners abgewartet

Eigentlich hätte die Strickhof-Gärtnerei bereits vor drei Jahren ihren Betrieb einstellen sollen. Man habe sich aber entschieden, damit bis zur Pensionierung des langjährigen Gärtners zuzuwarten. «Urs Büttiker hat die Gärtnerei über 40 Jahre lang mit sehr viel Herzblut sozusagen in Eigenregie geführt. Diesen Sommer geht er nun in die wohlverdiente Pension.» Die beiden anderen Mitarbeitenden hätten bereits eine Anschlusslösung im Strickhof gefunden. «Und unser Gemüsegärtnerlehrling kann so noch hier im Betrieb seine Ausbildung abschliessen.»

Bis zur Schliessung dauert es noch etwas. Hofladen und Gärtnerei werden am 18. Dezember zum letzten Mal offen haben. Wie der Strickhof seine weiteren Produkte wie Honig, Süssmost oder das Obst aus den Versuchsanlagen künftig vermarkte, sei noch in der Abklärung, sagt Raphael Bernet. Er könnte sich einen kleinen Selbstbedienungsladen oder -automaten vorstellen.

Was mit dem rund 70 Aren grossen Areal und den in die Jahre gekommenen Gewächshäusern passiert, ist zumindest teilweise geklärt. Die Beerenanlage gehört bereits heute zur Fachstelle Obst und wird von dieser weiterhin betreut. Und an einem Teil der Folientunnel hat die benachbarte Forschungsstation für Pflanzenwissenschaften der ETH bereits Interesse angemeldet. Längerfristig soll das gesamte Areal für ein internes Projekt genutzt werden. «Um was es sich dabei handelt, ist aber noch nicht spruchreif.»

Abo

Möchten Sie weiterlesen?

Liebe Leserin, lieber Leser

Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!

Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

Sie sind bereits Abonnent? Dann melden Sie sich hier an

Digital-Abo

Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.

Sind Sie bereits angemeldet und sehen trotzdem nicht den gesamten Artikel?

Dann lösen Sie hier ein aktuelles Abo.

Fehler gefunden?

Jetzt melden.