Letztes Haus, kein Netz: Eine Familie aus Fischenthal wartet auf Glasfaser
Glasfaserausbau im Tösstal
Über zwei Kilometer Glasfaser – und die letzten 250 Meter fehlen: Familie Walder aus Fischenthal bleibt offline, weil ihr Haus knapp hinter der Gemeindegrenze liegt. Ein Schildbürgerstreich? Die Swisscom zeigt sich wortkarg.
An einem etwas abgelegenen Ort zu leben, hat seine Tücken. Das weiss Lukas Walder schon lange. Seit 2003 wohnt er mit seiner Familie in Oberbräch. Das liegt in der Gemeinde Fischenthal, aber gleich an der Gemeindegrenze zu Bauma. Am einfachsten ist sein Haus über den Baumer Weiler Allenwil zu erreichen.
«Als wir hierhergezogen sind, hatten wir noch eine Baumer Postleitzahl.» Nachdem er und seine Frau bei Bezirkswahlen die falschen Abstimmungslisten erhalten hatten, beklagte er sich bei der Gemeinde. Ein hoher Funktionär aus Bundesbern machte sich anschliessend ein Bild von der Lage – und tatsächlich, die Postleitzahl für ihr Haus wurde im Anschluss geändert.
Was sich seither nicht geändert hat, ist die Erschliessung. Die Telefonleitung ins Oberbräch kommt immer noch vom Gebiet Allenwil in Bauma. Doch Internet kann die fünfköpfige Familie nicht auf diesem Weg beziehen. «Es ist einfach zu langsam», sagt Lukas Walder.
Die Familie muss damit das 4G-Netz nutzen, und zwar von Sunrise. «Denn mit Swisscom hat man hier oben auch keinen Empfang.» Diese Lösung funktioniert einigermassen: «Aber vor allem am Abend, wenn viele Leute das Netz nutzen, kommt es an den Anschlag.» Auch bei stürmischem Wetter, heisst es bei Familie Walder: «CD statt Spotify».
Wieso nicht das letzte Haus?
Lukas Walder ist es wichtig zu betonen, dass er keinen Internetzugang mit Super-Geschwindigkeit will. «Aber für viele Dinge im Alltag ist man heute einfach auf das Internet angewiesen, sei es fürs E-Banking oder Berufsschulaufgaben der Kinder.»
Und so hatte er Hoffnung, als die Swisscom kürzlich den Glasfaserausbau in Bauma ankündigte. Denn dieser sollte nicht nur das Dorfzentrum, sondern auch etwas abgelegenere Gebiete umfassen – so auch Allenwil. «Wir sind das einzige Haus auf Fischenthaler Boden, das an diese Leitung von Allenwil her angeschlossen ist», sagt Walder. Und so ging er davon aus, dass die Swisscom sicher auch das letzte Haus mit Glasfaser erschliessen würde.
Konkret geht es um eine Freileitung von gut 250 Metern, die zwischen Unterbräch und Oberbräch liegen. Unterbräch ist noch in der Gemeinde Bauma, Oberbräch in Fischenthal. Doch dann die Überraschung: Die Swisscom hat mit dem Leitungsausbau an der Gemeindegrenze aufgehört.
In Unterbräch gibt es nun Glasfaseranschluss, in Oberbräch nicht. Der Familienvater wollte sich deshalb bei der Swisscom erkundigen. «Doch man erhält überhaupt keine Informationen», sagt er. Es gebe keinen Ansprechpartner.
Er hat sich deshalb bei der Gemeinde Bauma gemeldet. Diese hat sich in seinem Namen bei der Swisscom erkundigt. Und folgende Antwort erhalten: «In der aktuellen Swisscom-Bestellung für das Rollout in der Gemeinde Bauma ist die Adresse der betreffenden Liegenschaft nicht enthalten.» Ein möglicher Grund könnte sein, dass sie relativ weit vom Zentrum entfernt liegt. «Es besteht die Möglichkeit, dass diese Liegenschaft in einem zukünftigen Auftrag berücksichtigt wird.»
Swisscom weicht aus
Lukas Walder hat nur ein müdes Lächeln übrig. «Dann legt man über zwei Kilometer Glasfaserkabel, und die letzten 250 Meter lässt man aus?» Er hat dafür nur eine Erklärung: «Wer auch immer diesen Ausbau geplant hat, hat dies einfach vom Bürotisch aus gemacht – ohne jegliche Ortskenntnisse und einfach an der Gemeindegrenze aufgehört.»
Die Antwort, dass seine Liegenschaft bei einem künftigen Ausbauprojekt berücksichtigt wird, kann er nicht nachvollziehen: «Die Swisscom macht doch nicht nochmals ein neues Projekt für 250 Meter», sagt er. Er ist überzeugt: Es wäre günstiger gekommen, auch sein Haus ans Glasfasernetz anzuschliessen. «Und dass nochmals ein neuer Auftrag erteilt wird, daran glaube ich nicht.»
Wieso also hat die Swisscom über zwei Kilometer Glasfaserkabel verlegt – und das letzte Haus ausgespart? Diese konkrete Frage will die Medienstelle der Swisscom nicht beantworten.
«Der Anschluss im Oberbräch 1 wurde bei der Planung nicht berücksichtigt, da er sich ausserhalb des Siedlungsgebiets befindet», schreibt Annina Merk von der Medienstelle. Dies ist jedoch auch bei den anderen Liegenschaften rund um das Gebiet Allenwil der Fall.
Auf Glasfaser muss Familie Walder wohl weiterhin warten: «Eine Erschliessung ist zurzeit nicht geplant», lässt Merk verlauten.
Die Swisscom sei jedoch bereit, mit Lukas Walder eine Lösung zu finden: «Sollte ein Wunsch nach Breitbandversorgung für dieses Gebäude bestehen, prüfen wir gerne, mit welchem Technologiemix dies am besten erschlossen werden kann.»