Hufschmied aus Grüningen geht in Pension
Nach 45 Jahren ist Schluss
Walter Wolf war am Tierspital tätig und mit seiner mobilen Hufschmiede in der Region unterwegs – nun übergibt er seinen Betrieb an einen 30 Jahre jüngeren Kollegen.
Es dampft und zischt. Im Stall steigt Rauch in die Höhe – und das ganz gewollt. Denn Walter Wolf sorgt gerade dafür, dass das Pferd neben ihm genau angepasste Hufeisen bekommt. Dazu wird das Hufeisen, das er zuvor im Ofen seiner mobilen Schmiede zum Glühen gebracht hat, kurz auf den schmerzunempfindlichen Rand des Hufs gelegt, um das Eisen mit einer Zange in Form zu bringen. Das Pferd bleibt gelassen. «Jeden zweiten Monat werden die abgelaufenen Hufeisen erneuert», erklärt Wolf.
Wildpferde kommen allerdings ohne Hufpflege gut zurecht, da sie ständig auf hartem und unebenem Gelände laufen, was ihre Hufe natürlich abnutzt
Genau abgestimmte Beschläge
«Die Pferde, die ich als Hufschmied betreue, sind Nutz- und Heimtiere, die sich auch auf hartem Untergrund bewegen. Zudem habe ich mit Sport- und Freizeitrössern zu tun, die sehr viel laufen. Auch die Züchtungen haben dazu geführt, dass viele Pferde ohne Hufeisen gar nicht richtig laufen können.» Und Walter Wolf ergänzt: «Hufeisen sind nicht unangenehm für die Tiere. Ich mache auch Sportbeschläge oder orthopädische Beschläge. Das sind genau auf die Tiere abgestimmte Beschläge – bei Fehlstellungen legen wir wie bei einem Schuh für Menschen eine Ledersohle zwischen Huf und Hufeisen.»
45 Jahre lang war Walter Wolf Hufschmied mit Leib und Seele. Ab dem 1. Mai ist Schluss. Der 65-Jährige, der in Grüningen lebt und in einem Stall seine privaten Pferde hält, übergibt das Geschäft an seinen Nachfolger Juraj Hodas, der vor zwei Jahren seine Lehre zum Hufschmied abgeschlossen hat. Pro Jahr absolvieren schweizweit nur rund 20 Personen eine Lehre als Hufschmied.
Der 31-Jährige arbeitet schon seit zehn Jahren mit Walter Wolf zusammen, der den gebürtigen Slowaken auch ausgebildet hat. In Schwerzenbach besitzt Juraj Hodas eine eigene Schmiede – wie Wolf wird auch er zusammen mit einem Mitarbeiter mit einer mobilen Schmiede zur Kundschaft kommen.
Und wie war Walter Wolf als Chef? «Fachlich war er streng. Er hat genau darauf geachtet, dass ich die Arbeit genau ausführe. Ich bin ihm dankbar dafür. Wir waren wirklich ein eingespieltes Team», betont Juraj Hodas.
Zurück in den Pferdestall. Dort geht die Besohlung des Pferds weiter. Es zuckt kurz mit dem Vorderbein. Walter Wolf beruhigt es mit ein paar sanften Worten. «Wir stellen mit schwerem Gerät feine Arbeiten her. Seit den Römern, die einst die Hufeisen erfunden haben, hat sich nicht viel geändert. Hammer, Amboss und Feuer sind immer noch die wichtigsten Komponenten», erzählt Wolf, während er mit ruhiger Hand mit einem Hammer, der vom Gewicht genau auf ihn abgestimmt ist und den er seit 40 Jahren benutzt, Nägel in die vorgebohrten Löcher des Hufeisens schlägt.
«Das macht dem Tier nicht weh. Der Rand des Hufs, wo das Hufeisen befestigt wird, besteht aus unempfindlichem Horn», sagt Wolf. Wie war das bei den ersten Hufeisen, die er angelegt hat? «In der Lehre hat man zuerst an einem toten Huf vom Schlachter geübt.»
In den 1980er Jahren hat Wolf zunächst beim Tierspital Zürich eine Lehre zum Huf- und Fahrzeugschmied gemacht. «Es ging auch um Beschläge bei Kutschen oder Wagenrädern», ergänzt er. Auch heute noch ist er ein passionierter Kutschenfahrer – in Grüningen stehen bei ihm Kutschen, die man für eine private Kutschenfahrt buchen kann.
Nach einer ersten Stelle in Dürnten als Hufschmied zog es Wolf für ein paar Jahre ins Tessin, wo er als selbständiger Hufschmied tätig war. «Im Tessin gab es nur wenige Hufschmiede aus Italien. Ich bin dort in eine Lücke gestossen.» Seither betreibt er in Grüningen seine eigene Schmiede. Seit 2011 ist er Pächter der Hufschmiede im Tierspital Zürich, wo er zahlreiche Pferde – darunter auch teure Sportpferde – betreut. Daneben ist Walter Wolf auch mit seiner fahrbaren Schmiede in einem Lieferwagen unterwegs.
«Im Rückblick habe ich den richtigen Beruf ausgeübt. Er hat mir immer Spass gemacht. Es ist ein Beruf, der einen auch körperlich fordert. Man hat mit Tieren und Menschen zu tun. Und man ist gleichzeitig auch noch Handwerker.»