Nächste Kultbeiz vor dem Aus: «Eintracht» in Hermatswil
Pächter sagen Tschüss
Monika und Stefan Peter haben die «Eintracht» fünf Jahre erfolgreich geführt – den Pachtvertrag aber nicht verlängert. Eine Nachfolge ist bisher nicht in Sicht.
Und wieder droht eine Restaurantschliessung in der Region – allerdings nicht aus finanziellen Gründen: «Wir konnten unsere Rechnungen immer bezahlen», betont Stefan Peter. «Aber in der Gastronomie herrscht derzeit eine strukturell herausfordernde Situation.» Deshalb ist für ihn und seine Frau Monika nun Schluss: Ende Juni läuft ihr Pachtvertrag für das Restaurant Eintracht in Hermatswil aus, und sie werden ihn nicht verlängern.
Seit fünf Jahren hat das Ehepaar aus Bäretswil die «Eintracht» zu zweit betrieben, er in der Küche, sie im Service. «Ein grosses Risiko», sagt der 61-Jährige. «Hätte ich mir auch nur einmal zu tief in den Finger geschnitten, hätten wir schliessen müssen.» So weit kam es zum Glück nie.

Doch mit dem Ende des Pachtvertrags sei der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Kapitel ihres Lebens abzuschliessen. Zudem seien sie mittlerweile Grosseltern und möchten anderen Bereichen in ihrem Leben mehr Gewicht verleihen. Für die letzten paar Jahre bis zur Pension wollen sie sich aber noch neue Stellen suchen.
Ihre Zeit in der «Eintracht» sei schön gewesen, wenn auch nicht ohne Herausforderungen: die Unsicherheiten rund um das Coronavirus, die ständigen Preiserhöhungen … «Und die Lage des Restaurants ist natürlich speziell», sagt Stefan Peter. Denn in Hermatswil gibt es praktisch keine Laufkundschaft. «Und hier wohnen gerade mal 150 Personen – wenn fünf Prozent regelmässig zu uns kommen, sind es immer noch sehr wenige.»
Auch die Schwankungen im Besucheraufmarsch seien stets eine Herausforderung. «Manchmal mussten wir Gäste abweisen, weil alle 30 Plätze besetzt waren, an anderen Tagen blieb das Restaurant fast leer.» Trotzdem hatten sie eine «schöne Stammkundschaft», mit der sie nun die letzten Wochen geniessen wollen.
«Als wir das Restaurant übernahmen, setzten wir uns zum Ziel, es mindestens fünf Jahre gut zu machen – und das haben wir getan», sagt Peter. «Aber wir werden auch nicht jünger und müssen unsere Kräfte einteilen.»
Restaurantbetrieb seit 120 Jahren
Seit 1905 gibt es das Restaurant Eintracht. An der Fassade prangt heute noch der Schriftzug «Wirtschaft zur Eintracht von A. Gubler». Heute gehört das Gebäude seinem Urenkel und Namensvetter Arnold Gubler. Auch seine Eltern hatten das Restaurant lange geführt, ab 2005 übernahmen Myrtha und Hardy Bachmann für die nächsten 15 Jahre.
Arnold Gubler suchte 2020 unter anderem mithilfe dieser Zeitung nach einer Folgelösung. Und tatsächlich wurde das Ehepaar Peter über den Artikel auf die «Eintracht» aufmerksam. Nun hofft Gubler auf eine Wiederholung dieser Geschichte.

«Ich habe im Dezember mit der Pächtersuche begonnen – zuerst in meinem Umfeld und auf Social Media, danach mit einem Inserat auf einer Gastroplattform», erzählt er. Erfolgreich ist diese Suche bisher nicht gewesen. «Es haben sich zwar schnell mehrere gemeldet, aber ich habe allen als Erstes gesagt, sie sollen vorbeigehen und sich ein Bild der Lage machen.»
Da auf der Adresse des Restaurants der Ortsnamen Pfäffikon zu lesen ist, glaubten einige, durch die Nähe zum See von Laufkundschaft profitieren zu können. «Und dem ist nun einmal definitiv nicht so.» Schnell sei dann einer nach dem anderen abgesprungen. «Bis auf einen Gastronomen, der ein Konzept mit chinesischer Küche vorlegte.»
Diesem wiederum hat Gubler abgesagt: «Ich bin sehr offen, was das Konzept angeht, egal ob Gault-Millau-Küche oder eine Wurst auf die Hand», betont er. «Aber die ‹Eintracht› ist eine urchige Ausflugsbeiz. Ein chinesisches Restaurant an dieser Lage hätte langfristig nicht funktioniert.»
Und auch wenn er offen für verschiedene Konzepte ist – für Gubler steht und fällt der Erfolg eines Restaurants mit dem Betreiber. «Darum habe ich im Inserat auch geschrieben, ich wolle jemand mit Erfahrung. Quereinsteiger haben eine nostalgisch verklärte Vorstellung von einem Gastrobetrieb, dabei ist das ein Knochenjob.»
Umnutzung als letzte Option
Sollte der für ihn schlimmste Fall eintreten und er tatsächlich keinen Nachfolger für Monika und Stefan Peter finden, würde er als nächsten Schritt eine Umnutzung in Betracht ziehen. «Das Restaurant zu Wohnraum umzunutzen wäre grundsätzlich möglich, obwohl es ein geschütztes Objekt ist», sagt er. «Auch für mich als Vermieter ist die Schmerzgrenze irgendwann erreicht, sollte das Restaurant zu lange leer stehen.»
Doch noch ist er voller Hoffnung, dass eine Lösung auftauchen wird. «Es wäre sowohl schön für mich als Vermieter, aber auch für das Dorf.» Bereits habe er viele Rückmeldungen aus der Pfäffiker Bevölkerung erhalten, die hoffen, dass es irgendwie weitergeht. «Wenn ich sie dann aber frage, wann sie zuletzt in der ‹Eintracht› waren, müssen sie zugeben, dass es zuweilen schon Jahre her ist. So ist das eben heutzutage.»
Dass das Ehepaar Peter die «Eintracht» verlässt, ist seiner Meinung nach ein grosser Verlust. «Aber ich kann ihren Entscheid nachvollziehen – die Selbständigkeit hat viele schöne Seiten, aber eben auch andere.» Mit Stefan Peter verliere das Restaurant aber einen «sensationellen Koch».
In die Fussstapfen seiner Vorfahren zu treten, kommt für Arnold Gubler nach wie vor nicht infrage. «Da bin ich der Falsche dafür. Ich bin in der ‹Eintracht› aufgewachsen und weiss, was es heisst, einen Gastrobetrieb zu führen. Man muss aus vollem Herzen Gastgeber sein, sonst hat man keine Chance.»
Wer sich für die Pacht des Restaurants Eintracht in Hermatswil interessiert, kann sich direkt bei Arnold Gubler via Telefon 079 666 66 02 oder E-Mail noldi69@me.com melden.