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Gesellschaft

Kiosk Dukaan und Brockolino müssen vorübergehend schliessen

In Rüti stösst man vor dem Brockolino auf verschlossene Türen, in Wetzikon wird es beim Kiosk Dukaan bald nicht anders aussehen. Doch dieser Zustand soll nicht von Dauer sein.

Wer momentan das Brockolino in Rüti besuchen möchte, stösst auf verschlossene Türen.

Foto: Salma Jarkovich

Kiosk Dukaan und Brockolino müssen vorübergehend schliessen

Verein sucht nach Lösungen

Das Brockolino in Rüti ist schon zu, der Kiosk Dukaan in Wetzikon wohl auch bald. Doch das soll nicht von Dauer sein – der Verein dahinter sucht nach neuen Ideen.

Das Brockenhaus Brockolino in Rüti und der Quartierkiosk Dukaan in Wetzikon haben sich in den letzten Jahren zu weitaus mehr entwickelt als zu blossen Einkaufsmöglichkeiten. So wurden sie ursprünglich als Integrationsprojekte gegründet, haben sich aber jeweils ziemlich schnell zu einem beliebten Treffpunkt in den beiden Umgebungen entfaltet.

Doch damit ist nun vorerst Schluss. Das Brockolino ist bereits geschlossen, der Kiosk Dukaan bleibt nur noch bis Ende März geöffnet.

Annette Carle, Filmemacherin aus Rüti, hat die beiden Projekte ins Leben gerufen. Vor sieben Jahren hat sie die Filmbäckerei in Rüti gegründet. So wandelte sie eine ehemalige Bäckerei in ein Kulturzentrum um. Ziel war es, das Quartier in Rüti zu beleben. Mittlerweile finden regelmässig Theater-, Film- und Malkurse statt.

Neben der Filmbäckerei ist Carle Gründerin des Vereins Sichtbar. Mit diesem wollte sie Menschen zusammenbringen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Alter. In dessen Rahmen und in Zusammenarbeit mit dem Verein ohne Grenzen ist das Brockolino entstanden.

Das Brockolino in der Kulturstube.
Das Brockolino in Rüti ist in einem historischen Gebäude an der Rapperswilerstrasse zu Hause.

So setzt sich Carle neben der Idee, das Rütner Dorfleben zu stärken, auch intensiv für geflüchtete Personen ein. Die Leiterin des Brockolino musste aus der Ukraine in die Schweiz flüchten. Auch der Leiter des Kiosks Dukaan, ein Somalier, musste seine Heimat verlassen. Mit dem Brockenhaus und dem Kiosk konnte sie den beiden Geflüchteten einen Arbeitseinstieg in der Schweiz ermöglichen.

Doch die beiden Integrationsprojekte stehen jetzt vor einer ungewissen Zukunft. Aus finanziellen Gründen sind sie gezwungen, vorübergehend zu schliessen. Beim Rütner Brockolino steht man bereits vor verschlossenen Türen, in Robenhausen wird es vor dem Kiosk Dukaan bald nicht anders aussehen. Dieser ist noch bis Ende März geöffnet.

Inmitten eines Wandels

Aufgeben ist für Annette Carle aber keine Option. «Wir setzen alles daran, Lösungen zu finden», sagt sie dazu. Man führe derzeit mit vielen Leuten Gespräche.

«Eine momentane Schliessung ist nur vorübergehend und bedeutet alles andere als ein Ende der beiden Projekte», betont sie. Wie die Nachfolgelösung aussehen wird, bleibt aber noch offen. Spruchreif ist gemäss Carle noch nichts.

Ähnlich sieht die Situation beim Kiosk Dukaan aus. Was folgen wird, steht noch nicht fest. Carle ist jedoch davon überzeugt, dass es weitergehen soll. «Das Projekt befindet sich im Wandel», sagt sie. «Sobald wir mehr wissen, kommunizieren wir das auch.»

Der Kiosk Dukaan in Robenhausen
Noch bis Ende März kann der Quartierkiosk besucht werden.

Am Samstag, 29. März, wird es für den Kiosk Dukaan ein Abschiedsfest vor Ort geben. Der Verein lädt ein, gemeinsam auf die vergangene Zeit zurückzublicken. Ebenso teilt er auf seiner Website mit, dass der Kiosk ab sofort zu vermieten sei.

Für Carle sind die beiden Integrationsprojekte eine Herzensangelegenheit. Die aktuelle Situation sei herausfordernd und nehme viel Zeit und Engagement in Anspruch, erklärt sie. Doch die Projekte seien wichtig, profitieren würden nicht nur die Geflüchteten, sondern auch die Einheimischen. Sie hofft darum auch auf Unterstützung aus der Bevölkerung.

Deshalb sind nun Ideen gefragt. «Wer Lust hat, etwas auszuprobieren, ist willkommen», sagt Carle mit Blick auf die beiden Projekte. Bisher habe das immer gut funktioniert. «Die Idee war und ist eine Gemeinschaft, zu der jeder etwas beitragen kann.»

Auf der Suche nach Ideen

Weitere Informationen zum Verein Sichtbar und zum Kiosk Dukaan finden Sie unter www.filmbaeckerei.ch und www.dukaan.ch. Wer die Integrationsprojekte unterstützen möchte, kann sich direkt bei Annette Carle per E-Mail annette@carle.ch melden.

Platz für neue Entwicklungen

Für den Kiosk Dukaan ist es nicht das erste Mal, dass Innovation gefragt ist. So durfte sich dieser letzten Sommer auch im Wetziker Jörg-Schneider-Park einquartieren. Die Stadt bewilligte eine temporäre Nutzung des leer stehenden Spielplatz-Kiosks.

Innerhalb kürzester Zeit schaffte es auch der Parkkiosk, sich zu einem Treffpunkt in der Stadt zu entfalten. Was einst als Integrationsprojekt startete, hat sich zu einer Gemeinschaft von Geflüchteten und Einheimischen entwickelt.

Ein Angebot, das offenbar Anklang fand. Nach dem Ende der Pilotphase machten sich die Anwohnenden mit Plakaten für eine Fortsetzung stark. Ob «Dukaan im Park» auch diesen Sommer nochmals vor Ort sein wird, bleibt aber vorerst unklar.

Stadt prüft Alternativen für Jörg-Schneider-Park

Bei der Budgetdebatte im vergangenen Dezember hat das Wetziker Parlament beschlossen, dem Verein Dukaan für sein Engagement 25'000 Franken als Anschubfinanzierung zu gewähren. Laut Stadtpräsident Pascal Bassu (SP) wurde das Geld aber noch nicht ausbezahlt – und im Moment ist es auch nicht vorgesehen. «Bevor sich die Stadt Wetzikon weiter finanziell beteiligt, muss geklärt werden, wie es mit dem Verein Dukaan weitergeht.»

Die Stadt trifft auch bereits Abklärungen, wie es mit dem Kiosk im Jörg-Schneider-Park weitergeht. «Unabhängig von den aktuellen Ereignissen mit dem Verein», wie Bassu erläutert. Aktuell werden auch andere Trägerschaften geprüft. Die Stadt Wetzikon wird informieren, sobald Entscheide vorliegen. (bes)

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