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Gesellschaft

Mit Turban und Glace verbreitete er Glückseligkeit

Richard Kofler war in Wetzikon gut bekannt: für seine Glacés, seine Musik und sein Herz. Im Alter von 74 Jahren ist er nun verstorben.

Der Mann mit den feinen Glacen, Richard Kofler, ist von uns gegangen.

Foto: PD

Mit Turban und Glace verbreitete er Glückseligkeit

Nachruf auf Richi Kofler

Richard «Richi» Kofler war in Wetzikon gut bekannt: für seine Glacen, seine Musik und sein Herz. Im Alter von 76 Jahren ist er nun verstorben.

Wer im Sommer durch die Strassen von Unterwetzikon ging, hörte aus der Ferne ein fröhliches Stimmengewirr. Je näher man hinkam, desto lauter wurde es. Dort, an seinem Glace-Stand, stand ein Mann mit einem Turban auf dem Kopf – ein Bild, das viele Wetziker nie vergessen werden. Dieser Mann war Richard «Richi» Kofler, ein Konditor, Glace-Pionier und Ur-Wetziker, der am 16. Dezember im Alter von 76 Jahren verstarb.

Richi Kofler wurde durch seine Konditorei Kofler und insbesondere durch die hausgemachten Glacen weit über Wetzikon hinaus bekannt.

Sein Sohn Orlando Kofler erinnert sich: «Was er beruflich gemacht hat, hat er mit Leib und Seele ausgeübt. Ob es jetzt Wetzikerli waren oder Gipfeli – alles hatte immer seine hohe Qualität.» Dennoch blieb Kofler stets bescheiden und wollte sein Geschäft nie expandieren.

Die berühmten Kofler-Glacen gibts weiterhin im Janz

Sein Nachfolger Christian Deppeler Janz, der die Konditorei Janz in Wila führt, beschreibt ihn als einen der fairsten und herzlichsten Menschen, die er je kennengelernt hat. «Er hat immer geschaut, dass alles allen passt, und hat mich während der Übergabe des Geschäfts enorm unterstützt.»

Die berühmten Kofler-Glacen, die laut Orlando Kofler einmal fast in der ganzen Schweiz verkauft wurden, werden seit der Übernahme 2017 in der Konditorei Janz hergestellt. Auch die Wetzikerli, ein Gebäck mit drei Schichten Mandelbisquit, zwei Schichten Pralinenfüllung und mit Schokolade überzogen, werden dort weitergeführt. «Wir haben einen Vertrag unterschrieben, der sicherstellt, dass die Rezepte auch in Zukunft geheim bleiben», sagt Deppeler Janz. Und: «Wir produzieren die Glacen so, wie mir Richi das Rezept übergeben hatte und mit seinen Ansprüchen. Das werden wir auch immer so machen.»

«Kein Mensch sagte je etwas Schlechtes über ihn»

Richi Kofler war nicht nur ein Konditor, sondern vor allem ein Menschenfreund. «Er war ein liebevoller Familienvater und hatte immer ein Lächeln im Gesicht», sagt sein Sohn Orlando. «In ganz Wetzikon gibt es keinen Menschen, der je etwas Schlechtes über ihn gesagt hat.»

Seine freundliche und hilfsbereite Art hinterliess bleibende Eindrücke: «Man hatte immer das Gefühl, dass er einen wirklich mag. Und wenn er ‹Hoi› sagte, dann war das auf eine so herzliche Art, dass es einen tief berührte», erinnert sich Deppeler Janz. «Er wollte immer allen helfen. Auch wenn man ihn um 2 Uhr morgens gebraucht hätte, wäre er zu rennen gekommen.»

Kofler hätten die kleinen Sachen extreme Freude gemacht, erzählt Deppeler Janz. Vor allem Cremeschnitten. «Si sind halt eifach guet», habe Kofler jedes Mal dazu gesagt. «Jedes Mal, wenn er eine Cremeschnitte genoss, blühte er auf. Ich habe immer bewundert und fand es so schön, dass ein erfolgreicher Mensch wie er bis zum Schluss einfach und bodenständig geblieben ist», meint der Konditor.

Im Bann von Bruce Springsteen

Musik spielte eine grosse Rolle in Koflers Leben. Seine Begeisterung für Bruce Springsteen begann schon in seiner Jugend und begleitete ihn bis zuletzt. Sein Haus an der Pestalozzistrasse schmückte er stolz mit dem Schriftzug «Home of Bruce Springsteen».

Man sieht ein Schild mit der Aufschrift «Home of Bruce Springsteen» und eines mit «Bruce Springsteen av.».
An der Fassade seines Hauses prangen Bruce-Springsteen-Schilder.

Vor zirka 20 Jahren ging ein Mann an seinem Haus vorbei, sah das Schild und sprach ihn darauf an. Es stellte sich heraus, dass auch er ein Bruce-Springsteen-Fan war. Sie wurden gute Freunde.

Wenig später organisierten sie gemeinsam die erste Bruce-Springsteen-Fan-Party, die sich zu einer jährlichen «Springsteen Night» in Wetzikon und Bäretswil entwickelte. Richi Kofler genoss diese Abende sehr, blieb aber auch hier stets bescheiden. «Irgendwann wurde es ihm zu gross, und gemeinsam beschlossen sie, eine Pause einzulegen», erzählt sein Sohn.

Man sieht Richi Kofler mit seinem Freund Gitarre spielen.
Gerne und laut spielte Kofler Gitarre. Umso besser, wenn ein Freund mitmachte.

Seine Begeisterung für Springsteen begann bereits in seiner Jugend. Beim Bahnhof Wetzikon, neben der Konditorei Kofler, gab es damals einen Plattenladen. Der junge Richi, fasziniert von Musik, schaute oft vorbei.

Eines Tages drückte ihm der Plattenhändler eine Springsteen-Platte in die Hand und sagte: «Das musst du dir anhören.» Von da an war er vollkommen begeistert und besuchte Springsteens Konzerte auf der ganzen Welt – von Südafrika über London und München bis New York.

Man sieht Richi Kofler in einem Bruce-Springsteen-Shirt.
Natürlich begleitete Springsteen Richi Kofler auch auf seinen Reisen.

Auch zu Hause lebte Richi Kofler seine Leidenschaft. Abends erklang Springsteens Musik laut durch die Strassen, während er auf seiner Gitarre spielte und mitsang. Die Nachbarn beschwerten sich nie. «Die Leute hatten Freude, sie kannten Richi und wussten, wie fest er Musik liebt und lebt», erinnert sich sein Sohn.

Wetziker Vereine unterstützte er ein Leben lang

Richi Kofler war ein Wetziker durch und durch. In seiner Jugend spielte er selbst leidenschaftlich Fussball beim FC Wetzikon und machte einen Abstecher zum FC Bauma. Er war in Wetzikon bekannt als Verteidiger mit besonders guten Kopfbällen. Später spielte er bei den Senioren, wurde Veteran und schliesslich Ehrenmitglied des Vereins.

Orlando Kofler sagt, dass sein Vater, obwohl er immer sehr beschäftigt gewesen sei, für ihn und seinen Bruder stets genug Zeit gehabt habe. «Abends spielten wir oft zusammen Fussball.»

Man sieht ein altes, schwarz-weisses Bild vom jungen Kofler mit einem Fussball.
Richard Kofler hatte stets einen Ball am Fuss oder am Kopf.

Kofler unterstützte den FC Wetzikon in allen Teams – von den Jüngsten bis zu den Ältesten. Auch den Eishockeyclub förderte er finanziell. Seine Verbundenheit zur Region war unverkennbar.

Reisen in den Nahen Osten

Auch wenn er der Region sehr verbunden war, zog es ihn oft weg auf Reisen. Meistens nach Oman. Daher kommt auch sein Turban. Kofler war in den 1980er Jahren einer der ersten Schweizer, die das Land bereisen durften, und kehrte seither jedes Jahr dorthin zurück. Diese Faszination wurde von einem Cousin entfacht, der ihm nach einer Reise begeistert vom Land auf der Arabischen Halbinsel erzählte.

Richi Kofler folgte seinem Rat und wurde von der Kultur und den Menschen des Lands in den Bann gezogen. Auch andere Länder wie Dubai und Katar bereiste er, als dort die Siedlungen noch kleine Dörfer waren. Seine Reisen hielt er oft in Bildern fest – heutzutage wäre er wohl ein berühmter Instagram-Influencer, wie Orlando Kofler lachend anmerkt.

Ein erfülltes Leben mit friedlichem Ende

Influencer war zu Richi Koflers Jugendzeit noch keine Option, also lernte er Konditor. Seine Ausbildung absolvierte er bei Sprüngli in Zürich und stieg dann, nach einem Abstecher nach Locarno und Davos, im Konditoreibetrieb seiner Eltern ein. Im Tessin war es auch, wo er seine Ex-Frau Edith Kofler-Wittenwiler kennenlernte. Sie ist die Mutter seiner Kinder. 1999 fand er in Adelheid Falk aus Wil eine neue Lebenspartnerin, mit welcher er bis zu seinem letzten Tag glücklich war.

Richi Kofler schlief friedlich bei seiner Partnerin ein, ohne Schmerzen.

Der Wetziker hat Spuren hinterlassen – in den Herzen seiner Familie, seiner Freunde und Kunden, aber auch in den Rezepten und Traditionen, die er schuf. Sein Nachfolger Christian Deppeler Janz plant, Kofler eine Hommage zu widmen: «Wir denken an eine Wand in unserem Café mit seiner Geschichte oder Bildern von ihm. Er wird immer ein Teil von uns bleiben und ein Teil von Wetzikon.»

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