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So läuft die Suche nach der Ursache für das verschmutzte Trinkwasser in Uster

Was aussieht wie ein Tatort, ist eigentlich ein Färbversuch der Energie Uster. Und hat etwas mit der Trinkwasserverschmutzung im August zu tun.

Kein Tatort, sondern ein Färbversuch, um mehr über den Ursprung der Trinkwasserverunreinigung im August zu erfahren.

Foto: Sabeth Schaad

So läuft die Suche nach der Ursache für das verschmutzte Trinkwasser in Uster

Mit Farbe

Um der Trinkwasserverunreinigung im August auf die Spur zu kommen, setzt die Energie Uster AG neuerdings Färbemittel ein. Warum und wie das abläuft.

Wasser einfärben und beobachten. Was wie ein lustiger Nachmittag im Kindergarten tönt, ist die Realität für die Untersuchung der Trinkwasserverunreinigung in Uster.

Klar ist: Die Verschmutzung des Trinkwassers im August ging vom Grundwasserpumpwerk Strandbad in Niederuster aus. Bereits Ende Juli wiesen die Messwerte des Ustermer Trinkwassers eine minimale Verunreinigung durch Escherichia-coli-Bakterien auf. Das Pumpwerk wurde deshalb vom Wassernetz getrennt.

Trotz ergriffenen Massnahmen wie der Spülung der Wasserleitungen erhöhten sich die Werte in den Folgetagen. Die Stadt Uster informierte die Bevölkerung über die Trinkwasserverunreinigung. Jedoch sehr knapp und langsam. Viele Ustermer kritisierten die Kommunikation der Behörden.

Nun arbeitet Uster einerseits die Kommunikation politisch auf, andererseits wird nach wie vor nach der technischen Ursache gesucht.

Damit soll ersichtlich werden, inwiefern die Umgebung im Bereich des Pumpwerks einen Einfluss auf die Qualität des Grundwassers nimmt.

Das Pumpwerk simuliert Normalbetrieb

An mehreren Standorten rund um das Pumpwerk Strandbad verteilen externe Fachexperten zusammen mit Mitarbeitenden der Energie Uster AG Färbemittel in kleinen Pfützen. Dabei werden an vier unterschiedlichen Stellen vier Farben (Rot-Gelb, Grün-Gelb, Rot-Orange und Grün-Blau) eingesetzt.

Je nach Beschaffenheit der Bodenschichten versickern diese Farben bis ins Grundwasser. Ist das der Fall, kann dies später im Pumpwerk nachgewiesen werden. Dort entnimmt die Energie Uster AG während der Untersuchung laufend Wasserproben, die in einem spezialisierten Labor überprüft werden.

Anhand der Farbe würde sich entsprechend erschliessen, an welchen Stellen die Umgebung des Pumpwerks nicht ausreichend gegen äussere Einflüsse geschützt ist.

In ebendieser Umgebung liegt auch das Strandbad. Die WC-Anlagen der Badi wurden im August wegen eines laufenden Baubewilligungsverfahrens und der Verunreinigung des Trinkwassers vorsichtshalber vorübergehend geschlossen.

«Ob allenfalls ein Zusammenhang zwischen den Toiletten des Strandbads und der Trinkwasserverschmutzung besteht, ist Gegenstand der aktuellen Untersuchung», sagt Romeo Comino. Er ist Bereichsleiter Netze der Energie Uster AG und leitet die Färbversuche. Gemäss Comino kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage dazu gemacht werden.

Wenn die Farbe im Grundwasser ankommt

Wenn die Farbstoffe in den Wasserproben aufgefunden werden, müssen gemäss Comino weitere Massnahmen geprüft werden.

Beispielsweise könnte eine Problemstelle asphaltiert werden, um den Boden gegen äussere Einflüsse zu schützen. «Eine andere Massnahme könnte auch eine Anpassung der aktuellen Nutzung im Bereich der Grünflächen sein», sagt der Bereichsleiter.

Aktuell läuft das Grundwasserpumpwerk Strandbad im Spülbetrieb und ist weiterhin nicht am Netz. Das bedeutet, dass das gepumpte Grundwasser nicht als Trinkwasser in die Haushalte fliesst. Stattdessen wird das geförderte Wasser direkt in den Greifensee abgeleitet.

Am Ufer des Greifensees fliesst Wasser aus einer Leitung in den See.
Über eine eingerichtete Leitung fliesst das Wasser aus dem Pumpwerk Strandbad direkt in den Greifensee.

So können die Färbversuche durchgeführt werden, ohne dass dabei ein Risiko für die Trinkwasserqualität besteht.

Kein Resultat ist auch ein Resultat

«Wenn das gefärbte Wasser nicht im Pumpwerk ankommt, ist das auch ein gutes Zeichen», sagt der Bereichsleiter. Denn so könne der Einfluss der Umgebung auf den Pumpbetrieb ausgeschlossen werden.

Porträt von Romeo Comino
Romeo Comino führt die Färbversuche zusammen mit Experten durch.

Sollte das der Fall sein, würden gemäss Comino weitere Verfahren eingeleitet werden, um den Ursprung der Trinkwasserverunreinigung festzustellen. Dazu gehört zum Beispiel eine Bestandesaufnahme der Abwasserleitungen im Bereich des Grundwasserpumpwerks Strandbad.

Kein roter Greifensee

Die Energie Uster AG arbeitet für die Färbversuche mit dem externen Geologie-Büro Jäckli zusammen. Der Hydrogeologe Christian Schwarzenbach begleitet die Untersuchung.

Laut ihm ist diese Art von Untersuchung ein gängiges Mittel, um das Fliessverhalten des Grundwassers abzuklären. «Es geht vor allem darum, zu sehen, auf welchen Wegen und wie rasch sich das Grundwasser im Untergrund bewegt», sagt Schwarzenbach.

Als Färbemittel dienen Fluoreszenzfarbstoffe, wie zum Beispiel Eosin für die rot-gelbe Farbe. Diese Färbemittel sind unbedenklich für Mensch und Umwelt.

Da sich die Farbstoffe im Grund­wasser rasch verdünnen und von Auge nicht mehr sichtbar sind, wird die allgemeine Öffentlichkeit eher wenig von den Färbversuchen mitkriegen.

«Der Greifensee kann sich durch die Untersuchung eventuell leicht verfärben», sagt Romeo Comino von der Energie Uster AG. Aber der Unterschied werde kaum zu erkennen sein.

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