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Neue GZO-Kampagne überzeugt Expertin mit ihrer Einfachheit

Das GZO Spital Wetzikon möchte Vertrauen aufbauen. Dafür hat es eine Video-Kampagne lanciert. Eine Expertin ordnet den ersten Beitrag ein.

Die Kampagne des GZO soll das Vertrauen in das Spital fördern.

Foto: PD

Neue GZO-Kampagne überzeugt Expertin mit ihrer Einfachheit

«Mitenand fürs Oberland»

Das GZO Spital Wetzikon wirbt mittels lancierter Kampagne um Vertrauen. Die Produktion ist schlicht gehalten. Eine Kommunikationsexpertin kann die Entscheidung nachvollziehen.

Das GZO Spital Wetzikon geht in die Offensive. Mit der lancierten Kampagne «Mitenand fürs Oberland» möchte sie das Vertrauen in die Institution stärken. Die Bevölkerung solle Einblicke in den Spitalbetrieb erhalten. Damit reagiert das GZO auf die anhaltende finanzielle Krise, in der sich das Spital befindet.

Das erste Video der Kampagne wurde bereits auf Youtube veröffentlicht und hat über 1100 Klicks gesammelt. Wie viel die Kampagne tatsächlich bringt? Eine Expertin ordnet ein.

Eine Kampagne für neues Vertrauen

Anfang Juli bildete sich der Verein Pro GZO Spital Wetzikon. Teil davon sind Mitarbeitende, Patienten und Menschen aus der Bevölkerung. Der Verein will das GZO dabei unterstützen, für das Spital zu kämpfen. Unter anderem geht es auch um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Die lancierte Kampagne wurde durch den Verein gesponsert.

Spitaldirektor Hansjörg Herren liess bereits im Interview vor zwei Wochen verlauten, die Kampagne soll das Vertrauen in das GZO verbessern. Die Menschen sollen wissen, «dass wir 24 Stunden an sieben Tagen für sie da sind», so Herren.

Andrea Heim, Kommunikations- und Marketingexpertin im Gesundheitsbereich, ordnet ein: «Jetzt geht es vor allem darum, die Abwärtsspirale aufzuhalten. Dadurch sollen beispielsweise Mitarbeitende wieder Vertrauen ins Spital gewinnen.» Denn in der Krise, in der sich das GZO Spital Wetzikon befindet, sei die Gefahr gross, dass Mitarbeitende kündigen. Und die besten Angestellten würden oft als Erstes gehen. Das gilt es zu verhindern.

Die Expertin

Andrea Heim (58 Jahre) hielt rund zwei Jahrzehnte lang Leitungsfunktionen in Kommunikations- und Marketingabteilungen von Spitälern inne. Bevor sie für acht Jahre die Bereiche Marketing- und Kommunikation der Klinik Hirslanden leitete, war sie im selben Unternehmen über vier Jahre die stellvertretende Bereichsleiterin im Marketing.

Über siebeneinhalb Jahre war sie dann die Leiterin Marketing und Zuweisungsmanagement im Kantonsspital Winterthur. Nun ist sie seit über einem Jahr selbständig als Kommunikations- und Marketingexpertin im Gesundheitswesen. (jgu)

Frau sitzt hinter einem Laptop an einem Tisch.
Andrea Heim, Kommunikationsexpertin im Gesundheitswesen, ordnet die neue Kampagne des GZO ein.

Einblicke in den Notfall

Am 15. Juli war es so weit. Das erste Video aus der Kampagne «Mitenand fürs Oberland» erschien. Im rund fünfminütigen Zusammenschnitt gewährt das GZO Einblicke in die tägliche Arbeit der Notaufnahme. Mit einem kleinen Mikrofon ausgerüstet, besucht Spitaldirektor Hansjörg Herren die Mitarbeitenden, stellt Fragen zur Arbeit und wie es ihnen in der Krise des Spitals geht.

Dass der Notfall im Video gezeigt wird, scheint geschickt gewählt. Ein Arzt spricht über einen Patienten, der sich nach einem Sturz aus vier Metern Höhe verletzt hat. «Dadurch vermittelt das GZO, dass es auch komplexe Fälle weiterhin behandeln kann», so Heim. Das stehe symbolisch dafür, weshalb das Spital immer noch die richtige Partnerin für die Mitarbeitenden und die Bevölkerung ist.

Der Kapitän

Die Art und Weise, wie Spitaldirektor Herren durch das Video führt, bewertet die Expertin positiv. «Es wirkt sehr sympathisch, dass er selbst hinsteht. Das hat auch eine Wirkung auf die Mitarbeitenden.» Seine Wortwahl sage zudem viel über ihn aus. Er spricht beim Spital von «wir», thematisiert die schwierige Situation des GZO. «Herren nimmt seine Rolle des Kapitäns mit dem hoffentlich nicht sinkenden Schiff sehr ernst», so Heim.

Mit seinen Fragen zielt er zudem darauf ab, die Stärke des Spitals zu zeigen. Der Betrieb läuft, wie gehabt, weiter. Die Mitarbeitenden haben alles im Griff. «Man muss in der gegenwärtigen Krisensituation Stärke zeigen, das ist wichtig», sagt Heim.

Einfach produziert, geschickt gewählt

Die Produktion dürfte eher günstig gewesen sein. Dafür spricht die technische Umsetzung: Der Bildaufbau ist schlicht gehalten, die Bildabfolge ist nicht immer aufeinander abgestimmt. «Das war eine schlaue Entscheidung, weil man ansonsten das Gefühl haben könnte, das GZO stecke zu viel Geld in die Kampagne», so die Kommunikationsexpertin.

Die Kameraführung orientiert sich am Spitaldirektor und lebt von Bewegung. Im Zentrum des Videos stehen die Mitarbeitenden. Wie Heim erklärt, solle dies Nähe vermitteln. Man lasse sich dadurch hinter die Kulissen blicken.

Zwei Tage vor der Veröffentlichung des ersten Kampagnen-Beitrags lud das Spital jedoch ein Video zur Lancierung hoch. Gezeigt werden ebenfalls Mitarbeitende. Ansprachen sind direkt in die Kamera gerichtet, die Sätze wirken einstudiert.

«Das hat auch Charme. Die Leute wollen es gut machen. Es kommt imperfekt und doch sympathisch rüber», sagt Heim. Überdies gehöre es dazu, sich von Video zu Video zu verbessern.

Für die breite Masse

Zurzeit beschränkt sich die Kampagne «Mitenand fürs Oberland» auf die Videoserie, die erst begonnen hat. «Es handelt sich um eine breite Zielgruppe», so Heim. Bei Kampagnen würde man normalerweise die Gruppe von Menschen, die man erreichen will, stärker eingrenzen. Die Videos seien wahrscheinlich auf Mitarbeitende, Lieferanten, zuweisende Hausärzte, Patienten und die Bevölkerung ausgerichtet. Sprich alle, die mit dem GZO in Kontakt sind.

Zudem fordert das GZO auf ihrer Webseite die Menschen dazu auf, ihre persönliche Geschichte mit dem Spital zu teilen. Damit will das Spital Personen erreichen, die von ihren Erlebnissen mit dem GZO erzählen. Diese Geschichten sollen dann wieder in die Kampagne einfliessen.

Eine Menge Personen aus der Region dürften auf irgendeine Art und Weise eine Beziehung zum Spital haben. «Man ist vielleicht selbst im GZO auf die Welt gekommen, oder die Grossmutter liegt aktuell dort. Ein Spital ist mit vielen Emotionen verbunden», so die Expertin. Wie viel Wirkung aber die Kampagne letztlich bei der Bevölkerung haben wird, ist auch für Heim nicht eindeutig auszumachen.

Schlaganfallstation des GZO zertifiziert

Die sogenannte Stroke Unit ist für Patienten mit einem Schlaganfall ausgerichtet. Diese Abteilung des GZO Spitals Wetzikon wurde nun von der Swiss Federation of Clinical Neuro Societies zertifiziert. Bei der Prüfung erreichte das Spital 97 Prozent der maximal erreichbaren Punktzahl. Das GZO hält für die Hirnversorgung einen Leistungsauftrag des Kantons Zürich für das Zürcher Oberland und einen zweiten des Kantons St. Gallen für die Region See-Gaster.

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