Hüllenlos die Sonne geniessen
Wohlfühlen ohne Kleider
Der Verein Natur und Sport (Naspo) lud am vergangenen Samstag zum Tag der offenen Tür nach Nänikon – dabei gab es Einblicke in ein luftiges Freizeitvergnügen.
«Das Geheimnis hinter dieser Mauer» steht auf einem Plakat, auf dem ein Plan des eingezäunten Geländes zu sehen ist. Der Verein Natur und Sport Zürich (Naspo) hat hier in Nänikon im Grossriet sein Gelände, auf dem alle Mitglieder sich nackt bewegen.
Am vergangenen Samstag lud der Verein zum Tag der offenen Tür. Von 10 bis 12 Uhr konnten alle Interessierten auch bekleidet das Gelände betreten und sich umsehen. Ab 12 Uhr mussten dann alle nackt übers Gelände wandeln.
«Wir haben zum ersten Mal eine Aktion gemacht, dass Interessierte zunächst angezogen hier einen Augenschein nehmen konnten. Früher mussten die Hüllen fallen, sobald man auf das Gelände gekommen ist», erklärt Naspo-Vorstandsmitglied Harry Rainer.
Um neue Mitglieder anzuwerben, habe man dafür entschieden, Interessierte auf diese Weise ans Thema heranzuführen.
Vor allem die Jugendlichen fehlten im Verein, in dem auch Familien mit ihren Kindern nackt vor Ort sind. «Es gibt eine gute soziale Kontrolle bei uns. Bevor wir jemanden definitiv an der Generalversammlung aufnehmen, kommen alle zuvor auf drei Besuchstagen vorbei. So lernt man sich kennen», betont Harry Rainer.
In den Statuten sei ganz klar festgehalten, dass der Austausch von Zärtlichkeiten nicht erlaubt sei, so Harry Rainer. Man habe nichts mit einem freizügigen FKK-Club oder Sauna-Swinger-Club zu tun, bei sich alles um Sex drehe. «Da gibt es immer noch die Gefahr von Verwechslungen», so Harry Rainer.
25 000 Quadratmeter grosses Vereinsgelände
«Wir nennen uns selber Nudisten oder Naturisten», sagt Rainer während der Tour über das rund
25 000 Quadratmeter grossen Gelände, das unter anderem über einen grossen Pool, zwei Volleyballfelder, Tischtennistische, Pétanque-Bahnen und Campingstellplätze verfügt.
Und was ist der Reiz am nackt sein hier? «Das ist die totale Freiheit für mich. Wenn ich mein Handy, die Brille, meine Uhr und meine Badehose ablege, verfliegt der Alltagsstress», schwärmt Harry Rainer, der im Verein für das Marketing und die Webseite zuständig ist.
Noch immer gebe es verschiedene Reaktionen zum Thema Nudisten. «Die einen finden es hässlich und unmoralisch, sich nackt zu zeigen. Für andere ist es die natürlichste Sache der Welt und die ganz persönliche Freiheit.»
Seit über zehn Jahren ist Fredi Krause Vereinspräsident. «Unter den Nackten spielt es keine Rolle, welche Position man im Beruf hat. Hier sind alle gleich. Dieses Gemeinschaftsgefühl gefällt mir», sagt Krause.
Rund 400 Mitglieder zählt der Verein Natur und Sport Zürich, der im vergangenen Jahr sein 90-Jahr-Jubiläum feiern konnte. In den 1970er- und 1980er-Jahren seien es fast doppelt so viele gewesen, weiss Harry Rainer.
Für Einzelpersonen kostet eine Jahresmitgliedschaft 180 Franken, für Ehepaare 250 Franken. «Man erhält ein Badge und kann das Gelände das ganze Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit benutzen. Wir haben beispielsweise auch einen Saunawagen mit Ruhewagen», erzählt Rainer.
Einst in Atlantikferien entdeckt
Am Ende des Besichtigungsrundganges erzählt noch eine 81-Jährige über ihre Erfahrung als Nudistin: «Ich habe das zum ersten Mal in den Ferien am Atlantik gesehen. Meine ersten Erfahrungen mit Freikörperkultur habe ich danach in der Schweiz in Neuenburg gesammelt. Seither mache ich das. Hier in Nänikon gefällt mir vor allem die Ruhe.»