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Hier kann man im Oberland secondhand kaufen

Immer mehr Menschen tragen Secondhand Kleider. Ob aus Nachhaltigkeitsgründen oder um sich Vintage einzukleiden. Wir stellen einige Secondhand-Läden aus der Region vor.

Secondhandläden sind im Trend.

Foto: Moritz Hegglin

Hier kann man im Oberland secondhand kaufen

Neues Zuhause für alte Kleider

Vintage-Mode ist zurzeit im Trend. Immer mehr Menschen kaufen Secondhandkleider. Wir stellen einige Möglichkeiten vor, auch im Oberland secondhand einzukaufen.

Holt die Walkmen heraus und kramt eure exzentrischste 1980-Jahre-Jacke aus dem Schrank. Vintage ist wieder voll im Trend. Das nicht zuletzt dank dem Internetphänomen der Netflix-Serie «Stranger Things», welche eine Gruppe Kinder im 1980er-Jahre-Setting durch wilde Abenteuer schickt.

Der grosse Profiteur dieser stilistischen Zeitreise sind die Secondhandläden, die in Zürich wie Pilze aus dem Boden schiessen. Wer sich heute im Retro-Gewand kleiden will, findet in einer solchen Boutique die passende Ausrüstung.

Die diversen Geschäfte sind auch deswegen so populär, weil ein Umdenken stattgefunden hat. Secondhand impliziert nicht mehr eine verlotterte Hose, sondern eine Möglichkeit, sich einzigartig und nachhaltig einzukleiden.

Wir stellen einige Möglichkeiten vor, auch im Oberland dem Secondhandrausch zu verfallen.

Frau Fabrique – Steg im Tösstal

Schon der Eingang sieht historisch aus. In einer alten Weberei in Steg im Tösstal befindet sich die Boutique Frau Fabrique. «Ich will den Secondhandgedanken weg vom Schmutzigen bringen», erzählt Aurélie Calland Mischler. Deshalb bevorzuge sie den Namen Boutique statt Secondhandladen, erklärt die Gibswilerin, während sie hinter der Theke ihres kleinen Geschäfts steht.

Seit einem Jahr führt sie die Boutique. Doch bevor sie weitererzählen kann, wird die 48-Jährige von einer Kundin unterbrochen. «So eine suche ich schon seit Ewigkeiten», freut sich diese und zeigt auf ein Paar türkisfarbige Hosen. «Ich habe das gleiche Paar zu Hause, aber in Grasgrün.» 22 Franken legt die Kundin schliesslich auf die Theke und spaziert mit einem zufriedenen Lächeln aus der Boutique.

«Wo waren wir?», versucht Calland Mischler den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen und scheint sich sogleich auch zu erinnern. «Sehen Sie, auch das ist für mich secondhand.» Sie deutet auf die Tür, durch welche die Kundin vor kurzer Zeit verschwunden ist. «Etwas finden, was man sonst nirgends finden kann.»

Den Secondhandboom spürt Calland Mischler in ihrem Laden noch nicht so. Es gebe zwar Jugendliche, die kämen, aber die machten noch keinen grossen Anteil aus. Das liegt aber auch daran, dass die 48-Jährige mit den Kleidern arbeitet, welche sie bekommt. «Zum grossen Teil ist das Frauenmode – es gibt aber auch einige Unisex-Stücke.» Der Gewinn aus dem Verkauf der Kleider wird 50 zu 50 aufgeteilt mit den ehemaligen Besitzern der Kleidungsstücke.

Ein Paar Jeans kostet in der Boutique Frau Fabrique zwischen 9 und 22 Franken, je nach Marke und Zustand.

Monkky – Effretikon

Auch Markenmode findet man aus zweiter Hand. Ein gutes Beispiel ist der Secondhandladen Monkky in Effretikon. Der Laden bietet bekannte Modemarken an. Die Preise sind dementsprechend teurer als in anderen Boutiquen. Der Shop oder eher das Lager befindet sich in Effretikon – Monkky vertreibt seine Waren fast ausschliesslich über einen Onlineshop. Interessierte Kunden können nach Absprache aber auch im Laden vorbeikommen.

Die Idee für den Laden kam den beiden Geschäftsführern Fabienne und Julio Montepeque Cordon nach der Geburt ihres zweiten Sohns, als sie auf der Online-Verkaufsseite Facebook Marketplace alte Kinderkleider vertrieben. Schon damals schaute Fabienne Montepeque auf eine gute Qualität und auch auf gute Bilder ihrer Produkte. «Ihr Talent ist die Ästhetik», meint Julio Montepeque und blickt stolz auf seine Frau.

An Dutzenden von Kleiderständern hängen im Lager Kleider. Auch der Tisch ist übersät mit diversen Modeschmuckstücken und Massbändern. «Wir sortieren, fotografieren und messen hier alles aus», erklärt Fabienne Montepeque.

Die Kleider bekommen sie meistens zugeschickt. «Natürlich, wenn wir gerade etwas Schönes auf einem Flohmarkt sehen, dann schlagen wir auch zu.» Sie mögen Secondhandsachen, das merkt man, sobald sie über Secondhandmode zu schwärmen beginnen. «Man kann viel mehr seinen eigenen Stil aufbauen.»

Im Gegensatz zu vielen anderen Gebrauchtwarenläden setzen sie bei ihren Kleidern jedoch nicht auf den «Vintage-Look». «Wir sind zeitgemäss», erklärt Fabienne Montepeque. Ihre Nische ist die moderne, auf Marken ausgelegte Secondhandmode. Dementsprechend teuer sind auch die Preise.

Ein Paar Jeans kostet zwischen 60 und 120 Franken.

Blickreich – Uster

«Mir gefällt, dass es hier so lebendig ist», beschreibt die 26-jährige Debora Zbinden, Mitarbeiterin im Blickreich, den Laden in Uster. Seit August 2022 gibt es das Geschäft, welches nicht nur Secondhandmode, sondern auch viele handgefertigte Produkte aus Betrieben des Werkheims Uster verkauft.

«Wir haben gesehen, dass es in Uster noch keinen Secondhandladen mit diesem Konzept gibt», fasst Ladenleiterin Martina Lanzendörfer kurz zusammen, wie es zum Betrieb kam. Im Blickreich arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung und Fachangestellte Hand in Hand zusammen.

Das gesamte Kleidersortiment stammt aus privaten Kleiderspenden. Das wirkt sich auch auf das Angebot aus. Es gibt mehr Frauen- als Herrenmode im Laden.

Die gespendeten Kleider werden im Lager auf Makel untersucht. Kann ein Kleidungsstück aufgrund von Mängeln nicht verkauft werden, so wird daraus ein Upcycling-Produkt. So entsteht aus einem Hemd eine neue Tasche oder aus einer Krawatte ein Schlüsselanhänger.

Durch eine kleine Lounge und verschiedene Events, welche das Team organisiert, soll der Blickreich-Laden zu einer Begegnungszone werden. Jeden Mittwoch zwischen 14 und 18 Uhr findet ein Stricktreff im Verkaufsladen statt.

Ein Paar Jeans kostet im Blickreich zwischen 14 und 22 Franken.

Secondhandshop – Wetzikon

Die Lage auf dem Kulti-Areal in Wetzikon scheint perfekt. Das Geschäft liegt zwar ein wenig abseits der Strasse. «Wir könnten noch gut mehr Laufkundschaft vertragen», erzählt Barbara Kunz, Mitarbeiterin des Secondhandshops in Wetzikon. Das Ambiente jedoch schreit nach Secondhandladen.

Mit den Graffiti an den Wänden und den mit Kleidern befüllten Einkaufswagen vor der Türe fühlt man sich versetzt in eine Boutique in einem Pariser Vorort. Seit sechs Jahren gibt es den Secondhandshop in Wetzikon nun. Gegründet wurde er von den Kulti-Urgesteinen Milna Nicolay und Dominik Schaufelberger.

Alle Kleider, welche zum Verkauf stehen, wurden dem Secondhandshop gespendet. «Ich frage mich manchmal auch, wie die Menschen auf uns kommen», erzählt Kunz, während sie ihren Blick über die Kleidersammlung schweifen lässt. Die Wetziker Boutique habe einen sozialen Aspekt. «Kleider, die wir nicht verkaufen können, spenden wir.» Auch dem Asylzentrum in Hinwil geben sie gratis Kleidung ab.

«Wir wollen ein Laden sein, wo jeder Mensch etwas kaufen kann», berichtet Kunz, die zusammen mit ihrer Familie auf dem Kulti-Areal lebt.

Um mehr auf sich aufmerksam zu machen, versucht der kleine Laden, jeden Monat einen Event zu organisieren. «Erst vor Kurzem hatten wir einen Brunch», erzählt Kunz, «der lief sehr gut.» Der nächste Event, der ansteht, ist ein Flohmarkt am 25. Mai.

Ein Paar Jeans im Secondhandshop kostet zwischen 4 und 20 Franken, je nach Marke und Zustand.

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