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Gesellschaft

Neue Ideen sollen mehr Gäste ins «Sunnebad» nach Sternenberg locken

Die Beiz in Sternenberg ist Ruedi Otts Herzensprojekt. Damit sie langfristig profitabel bleibt, braucht es neue Ideen. Gut, hat er einige davon.

Ruedi Ott muss kreativ sein, damit Gäste den Weg ins «Sunnebad» finden.

Fotos: Diverse

Neue Ideen sollen mehr Gäste ins «Sunnebad» nach Sternenberg locken

Aussicht und Eisstockschiessen

Seit über sechs Jahren versucht Ruedi Ott mit seinem Gasthof Sunnebad in Sternenberg Fuss zu fassen. Vieles hat er in den letzten Jahren umgekrempelt. Am Kreuz vor dem Haus will er aber nicht rütteln.

Wer zum Gasthof Sunnebad in Sternenberg will, der muss die «Extrameile» auf sich nehmen. So zumindest beschreibt es Inhaber und Betreiber Ruedi Ott. «Hier kommt man nicht einfach so vorbei.»

Das «Sunnebad» liegt etwas ausserhalb vom Zentrum der ehemaligen Kleinstgemeinde, wo sich die Kirche Sternenberg und auch das Restaurant Sternen befinden. Auf dem Weg dorthin muss man gut 300 Meter auf einer engen Strasse zurücklegen – einer Sackgasse. Töfffahrer und Ausflügler auf der Durchfahrt kommen hier nicht zufällig vorbei.

«Das ‹Sunnebad› ist einer Perle und für mich der schönste Ort im Oberland», sagt Ruedi Ott. «Die Aussicht hier ist einfach einmalig.» Doch er weiss auch, dass das allein nicht reicht, um Gäste anzulocken – vor allem im Winter.

Heuer scheint ihm das geglückt zu sein. Dank einer zufälligen Entdeckung: «Ich war vor ein paar Jahren in einem Restaurant in Hergiswil, und dort gab es diese Eisstockbahnen aus Kunststoff», erzählt Ott.

Auf ihnen kann man sich im Eisstockschiessen versuchen, benötigt dafür aber kein Eis. Er dachte sofort: «So etwas brauche ich auch.»

Vor drei Jahren schaffte Ott die erste Bahn fürs «Sunnebad» an. «Aber mit einer kann man noch nicht so viel machen», räumt er ein. «Für Gruppen braucht es mehrere.» Und so kamen im November zwei weitere dazu.

Seither können Gruppen diese Bahnen buchen. «Ich wollte dieses Angebot verbinden mit einem gemütlichen Zusammensein.» So mietete er bei der Gärtnerei Waffenschmidt in Russikon eine Jurte, in der seine Gäste essen und trinken können. «Es gibt Raclette und Fondue», sagt er. Das Angebot kommt laut Ott gut an, er ist sehr zufrieden.

Lehrgeld bezahlt

Er macht nämlich keinen Hehl daraus: Im «Sunnebad» einen rentablen Betrieb zu führen, sei schwierig.

«Im Sommer sind wir aber bereits gut unterwegs, da ist unsere Terrasse mit der schönen Aussicht sehr beliebt.» Beispielsweise für Hochzeiten oder andere Veranstaltungen. Denn die Auslastung aus dem Hotel- und Seminarbetrieb allein reicht nicht.

2014 hatte Ott das Kur- und Badehaus aus dem Jahre 1848 erworben. Vorher stand es mehrere Jahre leer. Bereits beim Start brauchte er Geduld. Zweimal musste er die Eröffnung verschieben, bis es im Herbst 2017 endlich so weit war. Vorher hatte er das ganze Gasthaus samt den 25 Zimmern umgebaut.

Schon kurz nach der Eröffnung musste Ott einen Rückschlag einstecken. Der Gastroleiter, der das Restaurant betreiben wollte, musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören.

Ott gab aber nicht auf. Verpachten wollte er das Gasthaus auch nicht. Er suchte wieder nach einer Lösung.

«Das ‹Sunnebad› ist mein Herzensprojekt», sagt der Inhaber. Er will aus ihm einen Ort der Begegnung und der Entschleunigung machen. Dafür ist der ehemalige Unternehmer auch bereit, selber Verantwortung zu übernehmen und das finanzielle Risiko zu tragen.

Das «Sunnebad» wurde 1848 gebaut und viele Jahre als Kur- und Badehaus genutzt. 1967 kaufte die Stiftung Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona das Areal und betrieb dort ein christliches Begegnungszentrum und Haus der Stille. Als der Betrieb nicht mehr rentabel war, suchte die Eigentümerin neue Lösungen. So versuchte Pächter Joachim Ernst 2010 im «Sunnebad» ein Familienhotel aufzubauen. Doch schon nach wenigen Monaten ging ihm das Geld aus. 2013 wollte die Pflegezentrum Bauma AG das Haus umnutzen, unter anderem für eine Frauenwohngruppe. Allerdings kam die nötige Änderung des privaten Gestaltungsplans an der Gemeindeversammlung nicht durch. So kaufte Ruedi Ott das Haus 2014 und eröffnete drei Jahre später seinen Gasthof. (bes)

Als er auf die Schwierigkeiten in den ersten Jahren angesprochen wird, sagt er: «Ich war ein Quereinsteiger und musste viel lernen.» Zwar habe er einen unternehmerischen Hintergrund, habe aber keine Erfahrung in der Gastronomie mitgebracht. Ott war Inhaber der Bewässerungs- und Umwelttechnikfirma Ott Aquatec AG in Pfäffikon. Diese hat er in der Zwischenzeit vollumfänglich seinem Sohn übergeben.

«Vier Lehrjahre habe ich im ‹Sunnebad› sicher gebraucht, um mich in der Betriebsführung der Hotellerie und Gastronomie zurechtzufinden.» Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie hätten einiges erschwert. Ott will sie aber nicht als Ausrede benutzen.

Langsam, aber sicher habe er den Trott gefunden und sein Lehrgeld bezahlt. Das Konzept seines Betriebs hat er dabei erweitert und angepasst – so wie beim Eisstockschiessen.

Neben dem Inhaber arbeiten noch vier weitere Personen im Betrieb, im Februar startet eine zusätzliche Mitarbeiterin im Service. Doch Ott kann sich trotzdem nicht einfach ins Büro zurückziehen. Er hilft, wo er kann. Während des Gesprächs wird er kurz unterbrochen. Neu angekommene Seminargäste wollen einen Kaffee. Der Chef persönlich kümmert sich darum.

«Es ist schon sehr viel», gibt Ott zu. Aber ihn scheint das nicht zu stören. Zumal er nun auch mehr Zeit für sein Herzensprojekt hat.

Das Kreuz bleibt

Obwohl Ott das «Sunnebad» weiterentwickelt hat, will der 64-Jährige an etwas Wichtigem nicht rütteln: an der christlichen Prägung, die der Ort für ihn hat. «Daran halte ich fest», betont er. So bleibt etwa das Kreuz vor dem Gebäude weiterhin stehen, obwohl Ott geraten wurde, dieses zu entfernen.

Es soll aber nicht das einzige christliche Element bleiben. Der Inhaber will auch vermehrt Veranstaltungen wie Vorträge durchführen. So hat er kürzlich einen messianischen Juden – der an Jesus als Messias glaubt – zu einem Vortrag über Israel eingeladen. Bald steht eine Veranstaltung mit dem Titel «Schöpfung ohne Schöpfer» auf dem Programm. Hier schimmert auch Otts eigene Überzeugung durch – er ist selbst bekennender Christ.

Er hat aber keine Angst, dass er damit nur noch überzeugte Christen ins «Sunnebad» lockt. «Wir sind für alle Gäste offen, alle sollen sich hier wohlfühlen.» Es werde auch niemand missioniert. Trotzdem ergänzt er: «Vielleicht ergibt sich ja das eine oder andere Gespräch, wenn jemand das wünscht.»

Ott weiss, dass er unterschiedliche Gästesegmente ansprechen muss. Bereits grübelt er an seinem nächsten Projekt. Im März baut er die Eisstockbahnen wieder ab. «Dann wird es zu warm, dann wollen die Leute nicht mehr spielen.»

Also braucht er wieder etwas Neues, um die Zeit bis zum Sommer zu überbrücken. Verraten will Ott aber noch nichts. Doch er weiss: Er muss etwas Spezielles bieten, damit Gäste die «Extrameile» auf sich nehmen.

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