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Gesellschaft

Der «Wassberg» schliesst sein Restaurant

Der Personalmangel fordert sein nächstes Opfer: Im Maurmer «Wassberg» können neu nur noch Hotel- und Seminargäste dinieren.

Bis auf Weiteres geschlossen: das beliebte Restaurant Wassberg auf der Forch.

Foto: Simon Grässle

Der «Wassberg» schliesst sein Restaurant

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Der Landgasthof Wassberg auf der Forch hat Anfang Jahr seinen Restaurantbetrieb aufgegeben und konzentriert sich nun voll auf seine Hotel- und Seminargäste. Grund dafür ist auch der Personalmangel.

Kerstin Gornowski kann sich ein Lachen nicht verkneifen. «Wir dachten, ein Restaurant zu schliessen, sei dieser Tage keine allzu grosse Sache. Deshalb waren wir etwas überrascht, dass Sie uns angerufen haben», sagt die Direktorin des Maurmer Landgasthofs Wassberg.

Die 46-Jährige hat da schon einen Punkt. Einerseits ist zu Beginn des Jahrs nur das Restaurant für die breite Öffentlichkeit, nicht aber der Hotel- und Seminarbetrieb geschlossen worden. Andererseits hat sich die Lage im Gastgewerbe spätestens seit der Corona-Pandemie derart zugespitzt, dass aktuell gar der Begriff «Beizensterben» öffentlich die Runde macht.  

Umgekehrt hat Gornowski vielleicht etwas unterschätzt, welch grosse Emotionen Veränderungen in der Gastronomielandschaft bei den Menschen auslösen. Vor allem, wenn es einen Traditionsbetrieb wie ihren trifft.

Kerstin Gornowski vor dem Landgasthof Wassberg.
Direktorin Kerstin Gornowski spricht von einer «strategischen Neuausrichtung».

Auf dem Wassberg, hoch auf der Forch und in direkter Grenznähe zu Küsnacht und Zumikon, geniesst man eine atemberaubende Sicht über den Greifensee und das Zürcher Oberland. Das Lokal selbst hat einen guten Ruf und in der Gemeinde seinen Platz in der Historie. So wurde hier zum Beispiel 1963 die Ortssektion der lokalen FDP gegründet.

2021 erhielt der Restaurationsbetrieb gar zum ersten (und einzigen Mal) Gault-Millau-Punkte. Und erst kürzlich noch freute sich der Chefredaktor der Dorfzeitung «Maurmer Post» in einem Beitrag, «dass das Restaurant Wassberg zu uns gehört».

Wenn dieses Restaurant geschlossen wird, dann ist das also durchaus eine Meldung wert.

Stabile Buchungslage

Den Entscheid gilt es indessen einzuordnen, schliesslich verfügt der «Wassberg» ja auch über 18 Hotelzimmer und Seminar- und Banketträumlichkeiten. «Wir werden uns nun voll darauf konzentrieren», erklärt die Direktorin. Sie spricht von einer «strategischen Neuausrichtung».

In diesen Geschäftsbereichen hatte sich der Betrieb in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt, die Buchungslage ist insbesondere dank der Firmen- und Businesskundschaft stabil. Dementsprechend orten Gornowski und der Besitzer, der Zumiker Rechtsanwalt Tis Prager, Potenzial. Das Restaurant wird denn auch nicht gänzlich geschlossen, sondern jenen Gästen vorbehalten sein.

Etwas anders sieht es auf der Gastronomie-Seite aus. Zwar habe es hier keine starke Abwärtstendenz gegeben. Doch die Rahmenbedingungen ­– speziell im Personalbereich – machen es dem Betrieb zunehmend schwieriger, diesen Zweig rentabel zu führen.

«Vor Corona hatten wir 22 Mitarbeitende, heute sind es noch acht», veranschaulicht Gornowski die Situation. Mehrere langjährige Angestellte haben sich zuletzt verabschiedet, gleichzeitig bedarf es auf dem dünnen Markt immer grösserer Anstrengungen, neue Kräfte zu finden.

Weiter gilt es zu bedenken, dass die Lage zwar schön, aber bezüglich Laufkundschaft nicht sonderlich günstig ist. Anders als etwa bei der «Hochwacht» auf dem Pfannenstiel ist das Aufkommen von Wandergruppen oder Ausflüglern in dieser Region eher gering.

Zwei Personen haben ihre Stelle verloren

Obschon die Neuausrichtung nicht von heute auf morgen beschlossen worden sei, sei ihr der Entscheid nicht einfach gefallen, sagt Gornowski. Zwei Personen, eine im Service- und eine im Küchenbereich, haben ihre Stelle verloren. Aber: «Mit der Konzentration auf den Hotel- und Seminarbetrieb können wir nun voll auf Allrounder setzen, die wir im Service, an der Rezeption oder in der Zimmerreinigung einsetzen können.»

Bleibt abschliessend noch die Frage, weshalb diese Änderung nur per Anschlag an der Eingangstür und in einer kleinen Box auf der Website verkündet wurde. «Wie gesagt, wir wussten nicht, dass das so öffentlichkeitswirksame News sind», sagt Kerstin Gornowski. Und wichtig sei auch: «Es ist eine Änderung und kein Verschwinden. Den ‹Wassberg› wird es auch weiterhin geben.»

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