Die Könige aus dieser Bäckerei sind kleine Kunstwerke
Dreikönigskuchen aus Oetwil
Die Oetwiler Vollkornbäckerei Scharrenberg verwendet für ihre Dreikönigskuchen handgemachte Tonkönige. Die Geschäftsführerin verrät, wie sie diese versteckt.
Sie tragen rote, grüne, blaue oder gelbe Mäntelchen, ihre Kronen glänzen golden, und sie lächeln einen freundlich an – die Könige in den Dreikönigskuchen der Oetwiler Vollkornbäckerei Scharrenberg sind kleine Kunstwerke.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Plastikkönigen seien sie aus Ton handgefertigt, erklärt Lotti Honegger-Scharrenberg, die den Betrieb in zweiter Generation führt. Jedes Jahr formt ihre Schwester Clara Scharrenberg die Könige, brennt sie viermal und bemalt sie von Hand.

Es ist früher Abend, und in der ausserhalb von Oetwil gelegenen Bäckerei herrscht Hochbetrieb. Die Mitarbeitenden sind gerade daran, die Dreikönigskuchen zu formen. Damit ganz sicher kein König vergessen geht, legen sie auf jeden vorgeformten Kuchen einen von ihnen.
Honegger zeigt, wie sie den König in eines der Brötchen einarbeitet. Sie drückt die Figur in die Teigkugel und verschliesst das Loch, indem sie Teig darüberzieht. «Ich mache eine Art Päckli», sagt sie. «Wichtig ist, dass der Verschluss anschliessend auf die Unterseite des Kuchens zu liegen kommt.»
Wenn der König wandert
Es sei möglich, dass der König nach dem Backen aus dem Kuchen rage, sagt Honegger – wie er sich im Teig bewege, lasse sich nicht steuern. Deshalb sollte er möglichst mittig in der Teigkugel platziert werden. Bleibt der König beim Backen schön im Teig, erkennt später selbst sie nicht, in welchem der Brötchen er sich befindet.


Schon seit einigen Jahren verwendet die Bäckerei Scharrenberg die handgefertigten Figuren für ihre Dreikönigskuchen. Deren Herstellung ist aufwendig. Darum ist laut Honegger unsicher, wie lange die Tradition noch fortgeführt wird. Den Auftrag für die Fertigung der Könige will sie nicht extern vergeben – dies wäre unbezahlbar, sagt sie.
Die Dreikönigskuchen backen Honegger und ihr Team neben Sauerteig-, Vollkorn- oder Dinkelbroten, für die die Biobäckerei weitherum bekannt ist. So ist das Angebot an Dreikönigskuchen begrenzt. Rund 1200 Stück kommen dieses Jahr aus dem Ofen der Bäckerei.



Die ersten an diesem Abend gebackenen Exemplare werden noch in der Nacht an Märkte oder Geschäfte ausgeliefert, wo es sie am folgenden Morgen für 16 Franken pro Sechserkuchen zu kaufen gibt. Im Angebot hat die Bäckerei Scharrenberg ausschliesslich klassische Weizen-Dreikönigskuchen mit Sultaninen. Vollkorn-Dreikönigskuchen sind laut Honegger zu wenig gefragt.
Mandelmasse macht Kuchen länger haltbar
In den Teig kommen deshalb Weissmehl, Milch, Butter, Sultaninen, Zucker, Eier, selbst gemachte Mandelmasse, Hefe und Salz. Während 30 Minuten und bei 220 Grad backen die Kuchen im Ofen. Vorher wurden sie noch mit Ei bestrichen und mit gehobelten Mandeln bestreut.


Beim Probieren des fertigen Dreikönigskuchens zeigt sich: Er schmeckt reichhaltig und nicht zu süss. Durch die Mandelmasse trockne er nicht so schnell aus und bleibe länger haltbar, erklärt Honegger. Im ersten Probierstück befindet sich der König noch nicht.
Dass der König bei einem der Kuchen vergessen gehe, könne passieren – auch wenn es in ihrer Bäckerei nur sehr selten geschehe, berichtet Honegger. «Letztes Jahr hat nach dem 6. Januar jedenfalls niemand angerufen, weil kein König im Kuchen war.»