Er rollt die Geschichte der Bahn in Dürnten auf
Bahnhof zum Selbstbauen
Den Bahnhof Dürnten gibt es jetzt als Bausatz. Für die Entwicklung des kleinen Modells hat Robert Kröni Grosses geleistet. In detektivischer Kleinarbeit hat er Details recherchiert, die beim Original verloren gegangen sind.
Bald halten wieder Züge am Bahnhof Dürnten. Das schmucke Bahnhofgebäude gibt es neu nämlich als Modell. Entwickelt hat den Bausatz Robert Kröni in Zusammenarbeit mit Thomas Ermels von TE-Miniatur und World of Trains.
Der 66-jährige Kröni wohnt erst seit zweieinhalb Jahren im 6400-Seelen-Dorf Dürnten. Doch in kürzester Zeit hat der Ingenieur alles über den Bahnhof Dürnten und die 1948 stillgelegte Uerikon-Bauma-Bahn recherchiert. «Das ist für mich eine Art Aneignung meiner neuen Heimat», sagt er.
Die Uerikon-Bauma-Bahn, abgekürzt UeBB, war eine schweizerische Eisenbahngesellschaft, welche eine Bahnstrecke zwischen Bauma und Uerikon betrieb.
Diese Strecke war als Teil einer Nord-Süd-Verbindung vom Bodensee zur Gotthardbahn geplant, hatte schliesslich aber nur die Funktion einer von 1901 bis 1948 betriebenen Lokalbahn.
Drohne kreiste um Bahnhof
Seit seiner Jugend baut der aus Cham zugezogene Robert Kröni Landschafts- und Eisenbahnmodelle zusammen. Nun hat er zum ersten Mal selbst einen Bausatz entwickelt. Dafür hat der Modellbauer das alte, noch gut erhaltene Bahnhofgebäude genau unter die Lupe genommen. Dabei kam modernste Technik zum Einsatz. «Mit einer Drohne habe ich rund 400 Fotos gemacht.»
Das Gebäude ist heute in Privatbesitz, aber Kröni darf mit seiner Drohne darüber kreisen. «Ich habe mich mit dem Besitzer abgesprochen, und wir verstehen uns gut.» Und was ist mit den vielen Fotos passiert? «Ich habe sie in eine Software eingespeist und damit ein digitales dreidimensionales Modell erstellt.»
Hintergrund des Entwicklers
Mit modernen Messgeräten kennt sich Robert Kröni aus. Der Bauingenieur hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Photovoltaik-Experten spezialisiert. Trotz seinen 66 Jahren arbeitet er heute noch zu 50 Prozent in dieser Funktion.
Rund 150 Analysen führt der Experte pro Jahr durch, klettert selbst auf Dächer und lässt Drohnen aufsteigen. «Die Temperatur über einem Solarmodul muss homogen sein. Wenn ich mit der Wärmebildkamera Temperaturunterschiede erkenne, finde ich mögliche Fehler in der Anlage.»
Kein Wunder, dass Kröni auch beim alten Dürntner Bahnhofgebäude schnell einige Ungereimtheiten entdeckte. So fiel ihm auf, dass der Güterschuppen nicht symmetrisch zum Gebäude steht. «Auf historischen Fotos habe ich entdeckt, dass ein Teil später angebaut wurde.»
Das Modell soll den Bahnhof aber so zeigen, wie er bei der Betriebseinstellung aussah. Darum entstanden mehrere Prototypen. Der Güterschuppen wurde schliesslich möglichst so dargestellt, wie er im Jahr 1948 aussah.
Am ursprünglichen Gebäude wurden im Lauf der Zeit auch einige Dinge entfernt. So zum Beispiel ein alter Briefkasten oder eine historische Bahnhofuhr.
Drei fast identische Bahnhöfe
Doch in Hombrechtikon entdeckte der Forscher eine Uhr, die genau so aussieht wie jene am Bahnhof Dürnten. Denn auch am rechten Zürichseeufer steht ein Bahnhofgebäude aus dieser Zeit. «Das alte Gebäude in Hombrechtikon ist oder war zumindest identisch mit dem Bahnhof in Dürnten.» Dieser Umstand ermögliche es, dass vom Modell auch eine Variante Hombrechtikon gebaut werden könne, erklärt Kröni.
Die Uerikon-Bauma-Bahn hat wohl beim Bau der Bahn im Jahr 1901 an den Architekturkosten gespart. «Auch das Bahnhofgebäude in Bäretswil ist fast identisch, nur spiegelverkehrt gebaut.»
Mittels Lasertechnik hergestellt
Die drei Bahnhöfe vermehren sich nun nochmals um rund 120 Stück. So viele Modelle kommen in einer ersten Serie auf den Markt. Doch der Dürntner baut sie nicht selbst. «An der Modellbaumesse Plattform der Kleinserie in Bauma habe ich vor einem Jahr den Hersteller von TE-Miniatur und World of Trains kennengelernt. Der war von der Idee begeistert und ist als Hersteller und Vertriebspartner eingestiegen.»
Die TE-Miniatur produziert die Bausätze mittels Laser. Holz und Karton werden mit dem gebündelten Lichtstrahl geschnitten. Die Elemente des Dachs werden ebenso mithilfe des Lasers graviert. «Auch wenn es ein Kartonbausatz ist, ist die Qualität dank Laserschnitt und Lasergravur sehr hoch.»
230 Teile der Geschichte
Entstanden ist ein äusserst detailgetreues Modell mit 230 Einzelteilen. «Es ist kein Spielzeug, der Zusammenbau ist sehr anspruchsvoll.»
Es dauere rund zehn Stunden, um den Bahnhof fertigzustellen. Robert Kröni kann sich gut vorstellen, einen Kurs für weniger geübte Interessenten anzubieten. Den Bausatz kann man nun bestellen, spätestens Ende November werden Modelle im Massstab 1 zu 87 geliefert. Das Modell kostet knapp 100 Franken. «Ich habe kein kommerzielles Interesse, die vielen Stunden des Tüftelns und die interessante Recherchearbeit waren für mich Motivation genug.»
Beim Spaziergang durchs Dorf erklärt der Modellbauer, dass die Bahnstrecke in Dürnten ihre Spuren hinterlassen hat. Dies, obwohl sie vor über 70 Jahren zurückgebaut wurde. Robert Kröni zeigt auf eine Steinbrücke mit Rundbogen und den ehemaligen Bahndamm.
«Hinter diesem Bahndamm stehen keine Häuser, das haben wir wohl der Bahn zu verdanken.» Und in der Tat, nach dem kleinen Durchgang unter dem über 120 Jahre alten Bauwerk steht man vor einer grünen, unbebauten Wiese.
Kröni hat sich für seine Recherchen in die Geschichte der Bahn und des Dorfs vertieft. Es scheint, als lebe er schon seit Jahrzehnten hier. Allein die Idee, diesen kleinen Bahnhof aus Karton zu entwickeln, hat den Forscher wie eine Lokomotive angetrieben.
