Das sind die Pläne für das Wohnquartier bei der Weberei Juckern
Bauma wächst
Vor zwei Jahren hat eine Gruppe von Investoren die markante Weberei im Salander Weiler Juckern erworben. Ihr Vorhaben wird langsam konkret – trotzdem sind noch viele Details offen.
Über 130 Jahre lang ratterten die Webstühle in der Weberei in Juckern. 1988 ging die Ära der Textilfabrik im Salander Weiler zu Ende. Die Gebäude rund um den markanten Hochkamin erinnern immer noch an eine längst vergangene Industrie-Ära.
Doch es tut sich etwas auf dem Areal. Eine Gruppe von fünf Investoren hat 2021 die Aktien der J. Jucker AG von der Familie Jucker gekauft. Damit gehört ihnen nicht nur die alten Gebäude der Weberei, sondern auch viel Bauland, praktisch den ganzen Weiler.
Und das wollen sie entwickeln und vor allem neuen Wohnraum schaffen – aber auch Raum fürs Gewerbe soll entstehen. In den vergangenen zwei Jahren hat die J. Jucker AG eine Testplanung mit zwei Architekturbüros durchgeführt und das sogenannte Richtprojekt entwickelt.
Dieses ist nötig, um den Gestaltungsplan auszuarbeiten. «Aktuell wird die Eingabe der Vorprüfung beim Kanton vorbereitet», erklärt David Trümpler. Er ist Mitinvestor und Geschäftsführer.
Noch keine Details
Denn auf grossen Teilen des Areals gibt es eine sogenannte Gestaltungsplanpflicht. Bevor ein Bauprojekt erarbeitet werden kann, müssen Anzahl, Lage, äussere Abmessungen sowie Nutzweise und Zweckbestimmung der Bauten festgeschrieben werden.
Läuft alles nach Plan, kann die Baumer Gemeindeversammlung Ende 2024 über den Gestaltungsplan abstimmen.

Der Gestaltungsplan wird sich am Richtprojekt orientieren. Wie die Fassaden am Schluss aussehen oder wie der Grundriss der einzelnen Wohnungen ist, ist damit noch nicht bestimmt. «Wir haben also immer noch eine sehr hohe Flughöhe beim Projekt», sagt David Trümpler. «Die Gestaltung ist dann Teil des Bauprojekts beziehungsweise der einzelnen Bauprojekte.»
Mehrere Teilprojekte
Konkret lässt sich das ganze Vorhaben in drei Teile gliedern. Im Zentrum stehen die Juckernstrasse mit der Fabrik und den dazugehörigen Nebengebäuden, die umgebaut werden. Nicht nur in Wohnungen.
«Wir planen auch Ateliers und Gewerberäume ein», sagt Trümpler. Zudem kann er sich gut vorstellen, dass es auch einen Quartierladen geben könnte. «Und der macht nur im Zentrum der Überbauung Sinn.»
Das Haus Nummer 7 an der Juckernstrasse, in dem heute die Spielgruppe beheimatet ist, wird voraussichtlich abgerissen. Dies, um einen Fussweg entlang des alten Fabrikkanals zu ermöglichen. «Er ist typisch für das ganze Projekt», sagt Architekt Simon Kretz. «Heute hat es dort noch keinen Weg, und wir mussten uns bei der Planung überlegen, wie wir die alten Strukturen neu denken können.»
Gleich neben dem Kanal, im sogenannten Baumgartenholz, sind Neubauten geplant: Reiheneinfamilienhäuser sowie drei Mehrfamilienhäuser. Dieses Gebiet gehört nicht nur der J. Jucker AG. Beteiligt ist auch die Leemann + Bretscher Gruppe aus Winterthur.
Auf dem Areal hinter der alten Weberei, im Gebiet Juckern Süd, wollen die Investoren mehrere Neubauten realisieren. Dort hat es auch Platz für eine Spielwiese, einen Kinderspielplatz sowie Nutzgärten für Mieter.



Damit sich die künftigen Einwohnerinnen und Einwohner wohlfühlen, will die J. Jucker AG auch die Führung der Strasse vor allem an der Kreuzung im Quartier leicht anpassen. «Dort möchten wir einen Aussenraum schaffen, der übers Quartier hinauswirkt», sagt Kretz. Zudem soll in ganz Juckern Tempo 30 gelten.
Die Planer sind dabei bereits mit der Gemeinde und dem Kanton im Gespräch. Denn für die Juckernstrasse, die weiter nach Sternenberg führt, ist man nicht in Bauma, sondern in Zürich zuständig.
Lob vom Gemeindepräsidenten
Auch wenn die Planungsarbeiten noch laufen, ist in Juckern bereits viel vorbestimmt. Denn die alte Fabrik und viele der historischen Nebengebäude sind geschützt. Sie können also in der Regel nur umgebaut werden. Auch beim Gewässerschutz müssen die Bauherren viele Vorgaben einhalten.
«Wir haben aber gewusst, worauf wir uns einlassen», betont Trümpler. Die Investorengruppe hat schon ähnliche Projekte, wie beispielsweise das Bleiche-Areal in Wald oder die Überbauung im Lot in der ehemaligen Baumwollspinnerei in Uster, realisiert. «Wir haben deshalb schon früh die Gemeinde und die involvierten Stellen des Kantons miteinbezogen.»
Diese Zusammenarbeit hat laut Architekt Simon Kretz gut funktioniert: «Der Austausch war sehr wichtig, damit wir ein gutes Projekt entwickeln konnten.» Es habe seitens der Behörden nicht einfach nur Vorgaben gegeben. «Wir haben gemeinsam darüber diskutiert, was wir machen können.»
Die Gemeinde ist dem Projekt auch sehr wohlgesinnt, wie Gemeindepräsident Andreas Sudler (parteilos) bestätigt. «Man merkt, es ist alles sehr durchdacht, auch wenn natürlich im Bereich der Infrastruktur einige Dinge auf uns zukommen.»
So braucht es im Schulhaus Haselhalden in Saland wohl mehr Raum. Und auch für die Erschliessung, also zum Beispiel den Bau der Erschliessungsstrasse mit Trottoir und Werkleitungen, muss die Gemeinde aufkommen. «Aber das ist tragbar und unsere Pflicht», meint Sudler.
Ein langwieriges Projekt
Denn die Bevölkerung in Juckern wird wachsen. «Wir rechnen damit, dass auf dem gesamten Areal etwa 200 bis 300 Wohnungen entstehen, die Platz für gut 600 neue Einwohner bieten», sagt David Trümpler. 70 Prozent der Wohnungen werden voraussichtlich vermietet, die restlichen verkauft.
Bereits 2027 könnten die ersten Menschen in die umgebaute Weberei nach Juckern ziehen. «Läuft alles nach Plan, können wir Ende 2025 mit dem Bauprojekt starten.»

Das ganze Areal wird aber in Etappen um- und neu gebaut. Der ganze Prozess wird sicher bis 2031 dauern. David Trümpler bleibt nämlich vorsichtig: «Es gibt immer verschiedene Einflussfaktoren, die Bauprojekte dieser Grössenordnung verzögern können.»
Die Eckpunkte ihres Projekts haben die Investoren kürzlich der Bevölkerung der Gemeinde Bauma präsentiert. «Das Interesse war sehr gross», sagt er. Es seien gut 200 Personen gekommen.
«Ich glaube, grundsätzlich sind die Bewohner mit unseren Entwicklungsabsichten zufrieden, und sie freuen sich, dass sich das Industrieensemble im Zentrum von Juckern weiterentwickelt», meint er. Seit der Stilllegung der Fabrik sei bei der Weberei nicht mehr viel passiert.
Für Architekt Simon Kretz ist das Ziel klar: «Das Wahrzeichen von Juckern, die Weberei, soll wieder erstrahlen. Wir haben alle Bauten so geplant, dass dies wieder möglich ist.»
Wieder eine Weihnachtsbeleuchtung

Im vergangenen Jahr hat die J. Jucker AG den sanierten Hochkamin in der Weihnachtszeit beleuchtet. Auch dieses Jahr ist das geplant.
«Schülerinnen und Schüler aus dem Schulhaus Haselhalden durften Motive entwerfen», sagt David Trümpler. Die besten werden dann für die LED-Lichtanlage am Kamin programmiert. Die Beleuchtung wird wieder am 1. Advent bei einem Apéro eingeweiht. (bes)