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Gesellschaft

Hinwil erhält eine «Hinwilpedia»

Statt einer gedruckten Jahreschronik gibt's die Hinwiler Geschichte bald digital zum Nachschlagen.

Geschichte im Internet statt im Ortsmuseum: Hinwil soll ein Onlinelexikon erhalten. (Archiv)

Foto: Züriost

Hinwil erhält eine «Hinwilpedia»

Digitales Gemeinschaftswerk

Im nächsten Jahr erscheint die gedruckte Jahreschronik zum letzten Mal. Künftig wird die Lokalhistorie Hinwils auf einer Onlineplattform zusammengetragen.

«Die Geschichte von Hinwil ist sehr gut dokumentiert, aber niemand sieht sie», sagt Mark Plüss, Leiter der Chronikstube Hinwil. Wer historische Informationen oder Fotos von Hinwil sucht, muss den Ortschronisten entweder per Telefon oder per E-Mail kontaktieren. Das will dieser nun ändern. Bis im Mai 2025 soll ein digitales Onlinelexikon zur Lokalgeschichte des Orts entstehen – die «Hinwilpedia».

Inspirieren liess sich Plüss durch die «Wetzipedia». Die Enzyklopädie über die Stadt Wetzikon gibt es bereits seit 2010. Das Interesse daran und die Klickzahlen seien beeindruckend. Dies liess sich Mark Plüss von Irene Tobler bestätigen, die das Wetziker Wiki initiierte. Sie betreut das Onlinelexikon als Leiterin des Archivs Ortsgeschichte in Wetzikon bis heute.

Mit Irene Tobler befindet sich Plüss in einem engen Austausch. «Von ihr habe ich viel gelernt», sagt er. Die Arbeit und das Know-how von Tobler seien sehr wertvoll.

Bruch mit der Vergangenheit

Die Hinwiler Onlineplattform befindet sich noch im Aufbau. Der frisch pensionierte Ortschronist befüllt sie mehrheitlich noch allein mit Inhalten. Eine Ausnahme ist die Erfassung aller Gebäude im Ort. Hier erhielt er Unterstützung von seinem Kollegen und Fotografen Jürg Zimmermann, der seit 2018 die baulichen Veränderungen in der Gemeinde systematisch erfasst.

Plüss hofft künftig auf weitere Freiwillige, die sich für eine Mitarbeit interessieren. «Es gibt viele Möglichkeiten, wie man sich beteiligen kann», sagt er. Besonders wichtig seien Personen, die sich mit der Digitalisierung von Fotografien auskennen würden.

Fertig wird die ‹Hinwilpedia› nie.

Mark Plüss

Der Schritt zur digitalen Erfassung der Geschichte Hinwils ist für Mark Plüss auch ein Bruch mit einer in der Vergangenheit verankerten Denkweise. «Früher schirmten Archive ihre Schätze oft sorgfältig ab», sagt er.

Damit will der Ortschronist definitiv brechen. «Wir verlieren nichts, wenn wir die Inhalte öffentlich zugänglich machen.» Die Originale bleiben weiterhin erhalten und gut geschützt.

Öffentlichkeit kann mitwirken

Genauso unvollendet wie die physische Sammlung von Schriften, Fotografien und Zeitungsartikeln wird auch die «Hinwilpedia» sein. Ein Umstand, den Mark Plüss besonders reizvoll findet: «Fertig wird das Wiki nie. Man kann immer daran weiterarbeiten.»

Die digitale Struktur ermögliche es zudem, Ereignisse auf eine Art und Weise chronologisch in einen Zusammenhang zu stellen, wie das eine klassische Chronik nicht könne.

Die inhaltliche Verantwortung für die «Hinwilpedia» soll künftig bei einer kleinen Redaktion liegen. Aber auch die Öffentlichkeit wird sich mit Beiträgen beteiligen und die Plattform dadurch breiter abstützen können.

Gedruckte Jahreschronik verschwindet

Mit der Lancierung der «Hinwilpedia» wird aber auch eine Geschichte zu Ende gehen. 2024 soll die letzte gedruckte Jahreschronik von Hinwil erscheinen – exakt 100 Jahre nach der ersten Ausgabe. Diese hatte Henri Feurer, der Gründer des Hinwiler Ortsmuseums, noch persönlich verfasst und von Hand geschrieben.

Plüss orientierte sich beim Erstellen der Jahreschronik am Vorgehen seines Vorgängers. Dieser hatte sie jeweils aus den Zeitungsartikeln des «Zürcher Oberländers» und des «Freisinnigen» zusammengestellt. Die Berichterstattung über Hinwil sei heute aber nicht mehr so umfassend wie früher, bedauert Plüss. Er möchte die Zeit deshalb lieber in die neue Onlineplattform investieren.

Zudem eigne sich das 100-Jahr-Jubiläum des Museums gut, ein Kapitel abzuschliessen und ein neues zu beginnen. Sowieso blickt Mark Plüss für einmal lieber in die Zukunft. Denn er hat eine Vision: «Der Traum ist eine regionale Gruppe, die Ideen für lokale Wikis umsetzt.»

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