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Gesellschaft

Milde Temperaturen machen der Natur zu schaffen

Der Januar ist so mild wie noch nie seit Messbeginn - das hat Auswirkungen für die Natur.

Igel erwachen aus dem Winterschlaf - oder sind gar nicht erst eingeschlafen.

Foto: Unsplash

Milde Temperaturen machen der Natur zu schaffen

Frühling im Januar

Das Jahr hat so warm begonnen wie noch nie seit Messbeginn. Dies hat Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere.

Annette Saloma

Tiere – erwachen zu früh aus dem Winterschlaf

Bei Claudia Schaufelberger von der Igelpflegestation Hittnau läuft momentan das Telefon heiss. «Mich rufen Leute von überall her an, weil sie einen Igel gefunden haben und nicht weiterwissen.» Aufgrund der milden Temperaturen sind viele der stacheligen Tiere aus dem Winterschlaf erwacht – oder haben diesen noch gar nicht begonnen. Das Problem dabei: Sie finden kein Futter. Erst kürzlich ist in Wetzikon ein Igel auf der Suche nach Nahrung verhungert, wie Schaufelberger berichtet. «Igel ernähren sich von Insekten und davon hat es im Winter keine.» Doch das dürfte sich bald ändern, wenn das Wetter so bleibt. Bereits wurden Zeckenbisse gemeldet, auch Wildbienen und Hummeln könnten aus dem Winterschlaf erwachen. Doch momentan sind Igel auf Unterstützung durch den Menschen angewiesen. «Man kann sie mit Katzenfutter mit einem hohen Fleischanteil füttern», sagt Schaufelberger. Nicht auftischen soll man dem Igel Milch, Zucker, Getreide, Nüsse, Obst und Nüsse. Kranke, schwache und verletzte Igel soll man in einer Igelpflegestation abgeben. Eine solche gibt es nebst in Hittnau in Hinwil und Kollbrunn. Wenn es noch einmal einen Kälteeinbruch gibt, verkriechen sich die Igel wieder in den Winterschlaf.

Hasel blüht an einem Strauch.
Der Hasel blüht bereits und ärgert Allergikerinnen und Allergiker.

Pollen – reizen bereits Allergiker

Nicht nur Tiere, auch Pflanzen erwachen frühzeitig aus der Winterpause. Um zu blühen, reichen dem Hasel etwas Sonne und Temperaturen über fünf Grad Celsius. Schon am 28. Dezember wurden die ersten Haselpollen, vor allem auf der Alpennordseite, registriert. Das kam bisher nördlich der Alpen zum Jahreswechsel äusserst selten vor, wie Regula Gehrig, Biometeorologin von Meteo Schweiz bestätigt. «Spätestens am 2. Januar verzeichneten dann die meisten Messstationen von Meteo Schweiz im Flachland mässige Belastungswerte.» Auch sie staunt über den frühen Start. Der Hasel blüht dieses Jahr rund 20 bis 30 Tage früher als sonst. Dies wird auch von den Pollenallergikerinnen und Pollenallergikern bemerkt, sagt Roxane Guillod, Expertin des Allergiezentrums Schweiz. Entsprechende Meldungen seien bereits eingegangen: «Was für ein Schnupfen gehalten wird, kann derzeit auch Heuschnupfen sein.» Das Allergiezentrum Schweiz rät Heuschnupfengeplagten, rechtzeitig Medikamente zu nehmen. Auf Echtzeiten-Pollendaten kann man sich über die aktuellen Pollenprognosen informieren.

Es ist ein Beet mit Erde zu sehen, aus dieser gucken grüne Pflanzenspitzen.
In manchen Gärten treiben Blumenzwiebeln aus.

Pflanzen – treiben schon aus

In manchen Gärten treiben bereits die Blumenzwiebeln aus. Laut Erwin Meier vom Gartencenter Meier in Dürnten ist die Situation jedoch noch nicht dramatisch. «Im Dezember hatten wir ein paar sehr kalte Tage, danach regnete es. Das tat den Pflanzen sehr gut.» So seien sie optimal auf den Winter vorbereitet gewesen. Viele Pflanzen würden mit den Wetterwechseln gut umgehen können. «Wenn es wieder schneit, verkraften das beispielsweise die Tulpen.» Denn von einem Wetterwechsel geht Meier aus. «Ich denke nicht, dass es jetzt bis in den Frühling so bleibt. Es wird sicher noch einmal kälter.» Deshalb rät der Gärtnermeister, im Garten noch nicht aktiv zu werden, sondern sich an den Gartenkalender zu halten. «Wenn auf dem Samentütchen steht, man solle die Sorte im März aussäen, dann muss man das befolgen, egal wie warm es jetzt sein mag.» Auch die Rosen sollen noch nicht geschnitten werden. «Wenn es dann noch einmal kalt wird, erfrieren die kniehohen Triebe und im März kann man sie dann entsprechend schneiden.»

Frostschädenan einer Weinrebe.
Vor allem an Obstbäumen und Weinreben kann Spätfrost grossen Schaden anrichten.

Landwirtschaft – sorgt sich wegen Spätfrost

Sorgen machen sich die Obstbauern. Wenn die Obstbäume jetzt schon austreiben und es dann nochmals einen Wintereinbruch gibt, kann es zu Ernteausfällen kommen. Das war vor zwei Jahren der Fall. Damals hatten Spätfrost, viel Niederschlag sowie massive Hagelzüge den Kulturen stark zugesetzt. Momentan haben die milden Temperaturen aber auf die Landwirtschaft keinen grossen Einfluss, sagt Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbands mit Sitz in Dübendorf. Die Wiesen seien grün in die Überwinterung gegangen, weil es nach dem trockenen Sommer im Herbst noch einmal ziemlich Niederschlag gab.

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