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Gesellschaft

So macht diese Maurmerin Lampen aus Kürbissen

Das sind Flaschenkürbisse, bevor sie getrocknet werden.

Foto: PD

So macht diese Maurmerin Lampen aus Kürbissen

Nicht nur an Halloween

Jacqueline Wettstein aus Maur hat ein besonderes Hobby: Sie gestaltet Lampenschirme aus Kalebassen. Geld verdient sie damit kaum – und das stört sie nicht.

Wenn Jacqueline Wettstein an Kürbisse denkt, dann hat sie nicht etwa Suppe oder andere Speisen im Kopf, sondern Lampen.

Vor drei Jahren hat die Maurmerin damit angefangen, aus sogenannten Flaschenkürbissen Lampenschirme herzustellen. «Ich bin per Zufall in einem Laden auf eine solche gestossen», erinnert sie sich.

Zuerst konnte sie kaum glauben, dass diese tatsächlich aus einem Kürbis hergestellt ist. «Und auf einmal kam in mir die Lust auf, selber eine solche Lampe zu gestalten.»

Zuerst mit einer Taschenlampe

Und so hat sie im Internet eine Kalebasse, so bezeichnet man die getrockneten Flaschenkürbisse, bestellt. Normalerweise benutzt man diese als Gefässe. «Aber wenn man Löcher reinbohrt, kann man daraus auch ganz schöne Lampen machen,» sagt Wettstein.

Mit einem normalen Speisekürbis würde das nicht funktionieren. «Diese verholzen nicht richtig, sondern verfaulen.»

Bei ihrer ersten Kalebasse hat sie einfach einmal ausprobiert. «Ich habe sie ausgehöhlt und geputzt, ein Muster vorgezeichnet und mich dann ans Bohren gewagt», erzählt sie. Als erste Lichtquelle musste eine Taschenlampe herhalten.

Sehr schnell hat sie Freude an dieser Tätigkeit gewonnen. Und dann kam Anfang 2020 der erste Corona-Lockdown. Als Coiffeuse konnte Wettstein in dieser Zeit nicht mehr arbeiten. «So hatte ich mehr Zeit für die Kürbisse.»

Auf einmal konnte sie nicht mehr aufhören. «Ich war schon immer eine kreative Person», sagt Wettstein über sich selber. «Ich habe beispielsweise immer gerne gemalt, aber die Kürbislampen, das ist eine besondere Faszination.»

Eine «Niffeliarbeit»

Hinter einer Lampe stecken viele Arbeitsstunden. «Ich schaue selten auf die Uhr, aber der ganze Prozess wird gut und gerne 20 Stunden dauern.»

Zuerst muss sie die Kalebasse reinigen und schleifen, dann aushöhlen. In einem nächsten Schritt zeichnet sie das Muster mit Bleistift auf dem Kürbis vor. «Das ist eine ‹Niffeliarbeit›.»

Denn der Kürbis ist keine ebene Arbeitsoberfläche. «Manchmal beginnt man mit einer Skizze und dann hat es auf einmal für den letzten Kreis oder die letzte Blume keinen Platz mehr.» Sie sei zwar in der Zwischenzeit geübter. «Aber es kommt immer wieder vor, dass ich nochmals von vorne beginnen muss.»

Danach bohrt Wettstein Löcher in verschiedenen Grössen in den Kürbis. Damit kann sie verschiedene Muster kreieren.

Von der Friedenstaube bis zum Buddha hat sie bereits sehr viel ausprobiert. «Und manchmal ist man überrascht, dass auch abstrakte Muster ganz schöne Bilder ergeben.»

14 Franken pro Stunde

Die fertigen, lackierten Lampenschirme stellt man auf einen Sockel mit einer Glühbirne. Das Licht dringt dann durch die Löcher im Kürbis nach aussen und je nach Position sieht man die verschiedenen Muster an der Wand oder an der Decke.

Bisher hat Jacqueline Wettstein bereits über 40 Kürbislampen hergestellt. Die meisten davon hat sie verkauft. Begonnen hat sie damit in ihrem Umfeld. In der Zwischenzeit hat sie auch eine Website, ist aktiv auf Social Media und macht Auftragsarbeiten.

https://www.instagram.com/p/CawW8ecq3ss/

«Lohnen» tut sich ihre Arbeit trotzdem nicht. Eine fertige Kürbislampe verkauft sie für 350 Franken. 20 Franken mehr bezahlt man, wenn die Kalebasse noch weiss lackiert wird. Zieht man die Materialkosten ab, bleibt ihr ein Stundenlohn von rund 14 Franken.

«Wenn ich wirklich Geld machen möchte, müsste ich die Kürbisse viel teurer verkaufen», meint Wettstein. «Und ob ich dann noch gleich viele Lampen an den Mann und die Frau bringen könnte, bezweifle ich.»

Kürbisse aus der Region

Denn ihre Tätigkeit soll ihr weiterhin vor allem Freude bereiten. «Im Herbst und Winter, wenn es draussen kalt ist, bin ich einfach gerne in der warmen Werkstatt.»

Und Wettstein hat bereits weitere Pläne. Bisher kommen ihre Kalebassen aus der Türkei. Vergangenen Sommer hat sie ihre ersten Kürbisse im Schrebergarten eines Bekannten angebaut.

Diese trocknen nun in ihrem Keller. «Im Moment sehen sie noch etwas komisch aus», sagt sie skeptisch. «Ich bin gespannt, ob ich daraus im nächsten Frühling Lampen machen kann.»

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