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Wespen sind wunderbar – 9 Fakten über ein unterschätztes Tier

Auch wenn sie jetzt wieder anfangen zu nerven: Wespen sind erstaunliche Lebewesen, die Menschen mit Dachsen verwechseln. Und die sich einfach vertreiben lassen.

Foto: Foto: Peter Zschunke (DPA. Keystone)

Wespen sind wunderbar – 9 Fakten über ein unterschätztes Tier

Dieses Jahr gibt es besonders viele Wespen, Grund dafür ist der warme und trockene Frühling. Anders als Bienen, die fleissig Honig machen, und Hummeln, die flauschig und etwas tapsig wirken, gelten Wespen jedoch als Fieslinge. Das ist nicht fair. Zur Ehrenrettung hier 9 wenig bekannte Fakten zu Wespen.

Nicht wegblasen!

Das Kohlendioxid, das Menschen ausatmen, erinnert Wespen an ihren ärgsten Feind, den Dachs. Wespen wegzublasen, ist daher gar keine gute Idee. Der CO₂-Schwall macht die Insekten erst recht panisch, sie versuchen, sich zu verteidigen, und stechen. Ähnliches gilt für hektisches Herumfuchteln. Auch die unangenehme Angewohnheit von Wespen, in Hosenbeine oder unter das T-Shirt zu kriechen, beruht auf einem Missverständnis: Die Insekten werden einfach nur von dunklen Orten angezogen, an denen sie gerne ihre Nester bauen.

An den Kaffeetisch kommen «Rentnerwespen»

Wespen, die sich um den Nachwuchs kümmern oder andere Aufgaben im Nest erledigen müssen, haben meist gar keine Zeit, süssen Kuchen zu geniessen. Das gönnen sich die Tiere erst, wenn der Nachwuchs geschlüpft und selbständig ist. Deshalb fangen Wespen meist auch erst im August an zu nerven, obwohl sie vorher natürlich auch schon unterwegs sind. Doch bis Ende Juli sind sie unter anderem damit beschäftigt, Insekten wie Fliegen zu jagen und ihnen in einem genau festgelegten Ritual Beine, Flügel und Hinterleib abzutrennen. Den proteinreichen Rest zerkauen sie dann zu einer Art Babybrei, den sie an ihre Larven verfüttern.

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Wenn zwei Wespen der Art Polistes fuscatus miteinander kämpfen, haben sie meistens Zuschauer. Fast immer sind Artgenossen in der Nähe und beobachten die Auseinandersetzung genau. Der Sinn dieser Gafferei ist vermutlich, Gegner besser einschätzen zu können, falls die Zuschauer später selbst in einen Zweikampf verwickelt werden. Damit dieses «soziale Belauschen» funktioniert, müssen sich die Wespen individuell unterscheiden können. Tatsächlich haben Forscher vor einigen Jahren gezeigt, dass die Insekten einander am Gesicht erkennen. Ausserdem können sie sich offenbar den Ausgang der beobachteten Zweikämpfe für längere Zeit merken.

80 Prozent der Wespenarten hat keinen Stachel.

Die meisten Wespen haben keinen Stachel

Es gibt mehr als 100’000 verschiedene Wespenarten auf der Welt. Die meisten sehen ganz anders aus als die schwarz-gelb gestreifte Gemeine Wespe. Die grosse Mehrheit der Wespen – etwa 80 Prozent – hat nicht einmal einen Stachel.

Wespen haben das Papier erfunden

Eine Wespe soll den Chinesen Cai Lun vor 2000 Jahren auf die Idee gebracht haben, Papier herzustellen. Cai Lun beobachtete angeblich eines der Insekten dabei, wie es Rinde von einem Baumstamm abnagte, zerkaute, mit Speichel vermischte und daraus ein Papiernest baute. Ob diese Geschichte stimmt, ist unklar. Klar ist aber, dass Wespen schon Papier für ihre Nester hergestellt haben, lange bevor es Menschen gab.

Sie erkennen einander am Gesicht: Eine Wespe sitzt auf einem Tisch.

Wespen haben Angst vor Regen

Wenn es anfängt zu regnen, flüchten Wespen möglichst schnell in ihr Nest zurück. Deshalb ist ein Wasserzerstäuber eine effektive und tierfreundliche Methode, die Insekten zu vertreiben. Der Sprühnebel ist Wespen ein Graus. Um nicht noch nasser zu werden, lassen sie den leckersten Kuchen stehen und fliegen weg. Fallen mit Bier oder süssen Getränken ziehen dagegen eher noch mehr Wespen an.

Wespen bekämpfen Schädlinge

Mancherorts dezimieren Wespen unter anderem Blattläuse und die Raupen des Kohlweisslings. Eine bestimmte Schlupfwespe wird in manchen Ländern gezielt gezüchtet, um die Raupen des Schmetterlings Spodoptera frugiperda zu töten, der ganze Maisernten zerstört.

Eine Substanz im Wespengift tötet zumindest im Labor Krebszellen ab.

Ohne Wespen gäbe es keine Feigen

Die Echte Feige (Ficus carica), deren Früchte frisch oder getrocknet verkauft werden, ist auf die Bestäubung durch eine Feigenwespe angewiesen. Diese Bestäubung nach Wespenart ist allerdings wesentlich komplizierter und dramatischer als das, was man von Bienen und Blumen kennt. Ficus carica hat nur weibliche Blüten, deshalb braucht sie zur Bestäubung Pollen der Bocksfeige. Dabei hilft ihr die Feigenwespe. Die Weibchen legen ihre Eier in den Fruchtknoten der Bocksfeige, verlieren dabei Flügel, Beine und Antennen und sterben dann. Die aus den Eiern schlüpfenden Männchen begatten innerhalb der Frucht die ebenfalls gerade geschlüpften Weibchen. Die Männchen kommen nie ins Freie, da sie nach getaner Arbeit ebenfalls sterben. Nur die trächtigen Weibchen bohren sich einen Weg nach draussen und werden dabei mit den Pollen der Bocksfeige beladen. Diese bringen sie dann zu den Echten Feigen. Die Überreste der toten Mutter und der Männchen werden von der Bocksfeige verdaut.

Wespen sind fliegende Medizinschränke

Damit sich im Nest keine Krankheitserreger ausbreiten, produzieren die Larven eine Art Desinfektionsmittel, mit dem sich die erwachsenen Tiere einreiben. Das Gift des Stachels mancher Arten enthält Antibiotika, die gelähmte Beutetiere länger frisch halten, aber auch für die Humanmedizin interessant sein könnten. Und die Substanz Mastoparan, die man im Gift Staaten bildender Wespen gefunden hat, tötet zumindest im Labor Krebszellen ab. (Tina Baier)

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