Das sicherste Polizeigebäude steht nun in Hinwil
Er wurde in den vergangenen zwölf Monaten grundlegend modernisiert und erweitert und ist als erstes derart projektiertes Gebäude des Kantons Zürich ein Pionierbau – doch genau das, was denn so besonders ist am Verkehrspolizei-Stützpunkt im Hinwiler Betzholzkreisel, das sieht man nun gar nicht. Denn es handelt sich um ein Vier-Stufen-Sicherheitskonzept.
Ab Zone zwei nur noch mit Spezialschlüssel
Was sich hinter der technischen Bezeichnung verbirgt, realisiert nur, wer ins flache Gebäude mit seiner rötlichen Betonfassade hinein will. Er kommt nämlich genau bis zur Stufe beziehungsweise Zone eins, sprich dem Eingangsraum, und nicht weiter.
Bereits in die Zone zwei gelangt man nur in Begleitung eines Polizisten, der einem mit einem Spezialschlüssel die elektronisch verriegelten Türen öffnet. Zum Beispiel, wenn man für eine Einvernahme antraben muss. Oder wenn man vorübergehend festgenommen und in einem der sechs sogenannten Abstandsräume einquartiert wird. Auch in diesen kleinen, weissen Zellen spielt Sicherheit eine grosse Rolle. So hat es – im Gegensatz zu früher – in den Räumen keinerlei scharfkantige oder demolierbare Gegenstände mehr. «Dadurch sind Selbstverletzungen von Arrestanten praktisch unmöglich», sagt Reto Mülli, Dienstchef des Verkehrszugs Hinwil.
Mannshohe Waffentresore
In den Zonen drei und vier dann wird man nie auf Zivilisten treffen, sondern nur noch auf die hier tätigen über 50 Polizisten und Polizistinnen. In diesen beiden Zonen, auf die über 80 Prozent des Stützpunktes entfallen, befinden sich unter anderem 17 Arbeitsplätze in hellen Büros, ein grosser Aufenthaltsraum mit Terrasse, Räume für die immer umfassendere Ausrüstung, mannshohe Tresore für eigene und beschlagnahmte Waffen, Garderoben und die unterirdische Garage mit den Einsatzfahrzeugen.
Regionaler Führungsstandort
Doch es ist nicht nur das für künftige Gebäude der Kantonspolizei wegleitende Vier-Stufen-Konzept, das den Hinwiler Stützpunkt zum derzeit wahrscheinlich sichersten Polizeigebäude im Kanton macht. Es sind unter anderem auch Dinge wie schusssichere Scheiben, Videoüberwachung, Alarmknöpfe in allen Büros mit Publikumsbesuch und die Erdbebensicherheit der Liegenschaft.
Diese Sicherheitsmassnahmen sind nötig, weil das Funktionieren des Stützpunktes unter allen Umständen gewährleistet sein muss. Denn er dient auch als Führungsstandort bei gemeindeübergreifenden Notfällen in den Bezirken Hinwil, Uster, Pfäffikon und Meilen. Ein solch aussergewöhnliches Ereignis kann zum Beispiel ein grossflächiger und lang anhaltender Stromausfall sein. In einem derartigen Fall würden von einem 100 Personen Platz bietenden Rapportsaal im neu erstellten Obergeschoss des Stützpunktes die Hilfsmassnahmen koordiniert.
«Die Bauerei ging fast reibungslos über die Bühne.»
Reto Mülli, Dienstchef des Verkehrszugs Hinwil
«Ich bin sehr zufrieden», sagt Reto Mülli über die Modernisierung des 42 Jahre alten Verkehrsstützpunktes, zu dem auch ein benachbartes Werkstattgebäude für Polizeifahrzeuge gehört. Die lange Planungsphase habe sich gelohnt, «die Bauerei ging fast reibungslos über die Bühne». Das heisst auch, es wird zu keiner Überschreitung des Budgets von 7,7 Millionen Franken kommen.
Beliebter Arbeitsplatz
Die Polizistinnen und Polizisten aus dem Betzholz, die pro Jahr gegen 1000 Verkehrsunfälle im Oberland und am rechten Zürichseeufer bearbeiten, hätten nun «einen modernen Arbeitsplatz mit optimalen Betriebsabläufen und mehr Sicherheit». Ein Job im Stützpunkt gilt laut Mülli «innerhalb der Kantonspolizei denn auch als sehr attraktiv». Wie dort gearbeitet wird, das soll Interessierten an einem Tag der offenen Türen gezeigt werden, der möglicherweise noch diesen Herbst stattfindet.
30 Jahre Bezirksposten Hinwil
Nebst der kürzlichen Inbetriebnahme des sanierten Verkehrsstützpunktes gibt es in Hinwil für die Kantonspolizei Zürich heuer gleich noch ein besonderes Ereignis: Das 30-Jahr-Jubiläum des Bezirkspostens. Die Hinwiler Polizeistation ist seit 1990 im grossen blau-weissen «Bachtelhaus» an der unteren Bahnhofstrasse domiziliert. Hier befassen sich insgesamt neun Mitarbeitende primär mit kriminal- und sicherheitspolizeilichen Aufgaben in der Gemeinde und – zum Beispiel im Bereich der Jugendkriminalität – auch im Rest des Bezirks.
In der Chronik des Postens sind eine Reihe ungewöhnlicher Fälle vermerkt. Einer der wohl speziellsten: Im März 2017 konnte in Hinwil ein international gesuchter Serieneinbrecher in flagranti verhaftet werden – auf dem Dach eines Einkaufszentrums. (ehi)